Dunkel wird’s


Es bahnt sich was an. Ein Unwetter soll die Stadt erreichen. Mirta hat mich gewarnt. Wenn es richtig regnet, ist Buenos Aires ab und zu außer Gefecht gesetzt. Keine U-Bahn fährt mehr, Straßen sind halb überschwemmt und menschenleer, und man selbst wird deshalb zur leichten Beute für Kriminelle.
Noch hat es nur kurz aber heftig geregnet. Momentan ist es grau, aber ruhig.
Mal sehen, was noch kommt. Ich schaue mir das dann wohl eher vom Fenster aus an.

El Tigre


Mit dem Bus nach Tigre. Fast zwei Stunden Fahrt, aber für nur etwa 2,50€.
Und plötzlich ist man ganz woanders.

Die Häuser am Flussufer erinnern an Kolonialzeiten, Palmen recken sich gen Himmel und der Fluß trägt die großen Ausflugsboote, voll mit Touristen, geduldig auf seinem Rücken.
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Eine Bootstour. Klar! Ich liebe sowieso Boot fahren. Aber lieber mit einem kleineren Boot.
An der Ecke auf der Brücke steht Fernando. Dunkelbraun gebrannt, Hose dreckig, aber mit einem breiten Lächeln. Er habe ein Boot, ein kleines, und er fahre abseits der großen Wasserstraße hinein ins Delta des Flusses. Für einen Preis, der leider das Budget sprengt. Na gut, dann nur eine ganz klitzekleine Tour, zu Werbezwecken. Bezahlung soll eine gute Bewertung seiner Tour im Internet sein. Deal!

Fast drei Stunden lenkt Fernando sein kleines Motorboot durch die schmalen Wasserwege des Deltas.

El Tigre.

Da ist er. Der wirkliche, der echte Tigre.
In der Luft liegt der Duft abertausender Blüten, das Wasser kräuselt sich sanft, und die Vögel zwitschern und singen von Freiheit.
Der Wind in den Haaren und die langsam untergehende Sonne im Nacken.
Vorbei an den kleinen Häusern der Einheimischen, an scheinbar unbewohnten Ufern und unsichtbaren Blicken.

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El Tigre.

Es wird dunkel.
Fernando macht sein kleines Boot am Steg fest.
Der Bus fährt zurück in die Stadt. Noch einmal einatmen. Und den Duft mitnehmen.
Und eines Tages wiederkommen.

Wer die Wahl hat


20131027-191854.jpg Die Märkte haben heute fast alle geschlossen. Heute wird gewählt. Parlamentswahlen.
Ich gehe mit Mirta. Ihr Wahllokal ist in einer Schule ein paar Blocks weiter. Ähnlich wie bei uns. Ungewohnt sind nur die Polizisten davor und die mit Maschinengewehren bewaffneten Damen und Herren im Inneren des Gebäudes. Aber sie lächeln. Heute ist ein sonniger Tag.

Die Wahlbeteiligung hier ist extrem hoch. Mirta erklärt mir, daß es schließlich auch ihr Recht sei. Sie dürfe wählen. Sie dürfe Einfluß auf die Regierungsgestaltung nehmen. Man müsse schätzen, wenn man in einer Demokratie lebt.
Außerdem müsse man eine Strafe zahlen, wenn man nicht wählen geht.

Die Restaurants und Cafés sind etwas leerer als sonst. Die Leute bleiben lieber zu Hause, nachdem sie ihr Kreuz gemacht haben, sagt Mirta. Denn es sei verboten, heute in der Öffentlichkeit über Politik zu reden. Und über manch andere Dinge auch. Aber da redet sie nicht drüber.
Immerhin, es ist ein sonniger Tag.