Farbenspiel


Wieder heißt es: früh raus aus den Federn. Um sechs aufstehen, denn um sieben werde ich abgeholt. Und ohne Kaffee vorher geht gar nichts.
Meine Koka Blätter brauche ich heute noch nicht, es geht nach Cafayate. Ein Weinbaugebiet in nur etwa 2000m Höhe.

Ich werde als erstes eingesammelt und direkt nach meiner Passnummer gefragt.
Keine Ahnung. Den Pass habe ich fast nie dabei, außer, wenn ich ihn sicher brauche. Und auswendig weiß ich die Nummer nicht. Im Gegensatz zu den Argentiniern. Die brauchen ihre Ausweisnummer für so ziemlich alles und ständig. Interneteinkäufe, Bankaufträge usw.
Na gut, dann denkt sich die Reiseführerin eben eine Nummer für mich aus.

Kurz darauf steigen zwei weitere Deutsche hinzu (alle schön in ihren Hotels eingesammelt). Ich schätze so um die 75. Auch sie werden nach ihren Ausweisen gefragt, aber statt einer Antwort gibt es erstmal Geschimpfe.
‚Wozu? Das gibt’s in Deutschland nicht! Diese Sitten hier!…‘ Immerhin haben sie ihre Pässe dabei.
Aber ab da geht es los. Das Paar aus München ist eigentlich nett, aber er weiß einfach alles besser. Und freundlicherweise hängen sie sich an mich. Und so geht es den ganzen Tag:
„Also einen richtigen Tango sieht man nur einmal im Leben, und hier habe ich noch keinen guten gesehen.“
„Ist das Eis hier denn überhaupt so gut wie Sorte XY in den USA?“
„Also, letztes Jahr in Laos, da war das ganz anders!“
„Naja, man kann ja den Franz Josef Gletscher in Neuseeland nicht mit Calafate vergleichen.“
„Also, die Argentinier haben ein Problem mit dem Essen. Das ist überall gleich!“

Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass er ja durchaus die angebotenen regionalen Spezialitäten wie Locro, Empanadas salteñas, Humita oder Tamale hätte probieren können, aber das überhört er gekonnt.
Manche Leute reisen eben, um anderen zu erzählen, wo sie schon überall waren, andere um die Reise zu genießen.
Und deshalb kommen wir jetzt zur Reise selbst.

Es geht in den Süden von Salta. Vorbei an Tabakfeldern (Hauptabnehmer sind übrigens die Chinesen) und Pferdeweiden.
Schon bald treten wir in die Quebradas de las conchas ein. Gebirge, die in Millionen von Jahren durch Plattenbewegung, Wind, Wasser und Sonne entstanden sind. Das was einst tropischer Urwald war, ist nun trocken und zeigt die überwältigendsten Felsformationen und Farben.

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In einiger Entfernung zur Straße fließt ein Rinnsal. Der längste Fluss Argentiniens, wie man uns erklärt. Denn dieses Pfützlein, das in 6000 Metern Höhe entspringt, wird irgendwann zum Paraná und schließlich zum Rio de la Plata, der, selbst riesig wie ein Meer, in den Ozean mündet.
Jetzt fließt das Bächlein unscheinbar vor sich hin. Aber daran, dass an einer Stelle die Straße komplett zerstört ist und neu aufgebaut werden musste, sieht man, zu welchem zerstörenden Strom es werden kann.

Aus den Bergen hinaus fahren wir ins Tal bis hin zum Örtchen Cafayate, aus dem der (angeblich berühmte) weiße Torrontes kommt. Berühmt oder nicht, die Weinprobe überzeugt mich.

Durch die selben Berge fahren wir zurück. Nun in anderem Licht.

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6 Kommentare zu “Farbenspiel

  1. kormoranflug sagt:

    Kann man da querfeldein wandern oder besser nur der Straße nach?

  2. Michelle D. sagt:

    Toll!! Die Bilder und die Erzaehlungen 🙂

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