Das Leben nimmt seinen Lauf


Man muß ja mal sagen, daß die beim Arbeitsamt bisher wirklich alle nett waren.
Naja, ich sehe vermutlich auch nicht direkt aus wie der hoffnungslose Härtefall, der gar nie mehr arbeiten will.
Im Gegenteil. Hochmotiviert und gespannt auf das, was da kommt. Das spornt vielleicht auch andere an.
So muß ich in den nächsten drei Monaten erstmal nicht mehr persönlich zu Terminen erscheinen, geht alles online. Ganz schön modern.
Und netterweise hilft mir auch noch jemand, meine Bewerbung auf Vordermann zu bringen. Seit sieben Jahren keine mehr geschrieben, da kann man doch jede Hilfe gebrauchen.

Dachte ich.

Der Herr, der sich darum kümmert, ist auch wirklich sehr engagiert. Noch am gleichen Tag unseres Gesprächs schickt er mir einen ersten Entwurf meines Lebenslaufs. Streng nach Euro-Norm.
Von türkisen Bögen in den Seitenecken und Word Art in der Überschrift konnte ich ihn von vornherein abhalten, aber das Ergebnis sieht irgendwie immer noch nicht nach mir aus.
Bin ich Euro-Norm? Meine argentinischen Freunde würden jetzt wahrscheinlich lachen.

Ich beschließe, daß ich keiner Norm entspreche und bastele einige Abweichungen in seine Vorlage. Weg mit dem Deckblatt, weg mit Leerlauf, kurz und knapp, hier komme ich.
Nur das Datum vom Anschreiben lasse ich in Zeile 13. Das war ihm so wichtig.

Vielleicht bin ich töricht, und kein Personaler fühlt sich von meiner Bewerbung angesprochen, aber dann sind es bestimmt auch nicht die Richtigen, oder?