Der Zug tuckert los. Eigentlich dachten wir, dass die Türen aufbleiben und man sich richtig rauslehnen kann. Geht auch, allerdings nur in den unreservierten Abteilen und um ehrlich zu sein, sind wir froh, dass wir uns da nicht reinquetschen müssen. Die Abteile platzen aus allen Nähten, die Menschen stehen dicht gedrängt.
Wir haben unsere Sitzplätze und können die Fahrt am offenen Fenster miterleben.
Auf den sechs Stunden kann man sicher auch mal schlafen, dachten wir vorher. Die Wahrheit sieht etwas anders aus: Wir sind immer noch in der dritten (und letzten) Klasse und die Sitzbänke zwar gepolstert, aber trotzdem hart und die Lehnen kerzengerade im 90 Grad Winkel. Da bleibt man lieber wach, es gibt aber auch genug zu sehen auf unserer Fahrt durch Sri Lanka.

Schon nach recht kurzer Zeit fragen wir uns, wie man eigentlich weiß, wann man aussteigen muss. Auf der Anzeige im Zug steht zwar die rasende Geschwindigkeit von ca 30km/h, aber auch die falsche Zugnummer, die falsche Endstation und niemals die nächste Haltestelle. Naja, wir werden eben so in sechs Stunden aussteigen.
Während der Zug sich langsam voranschiebt, verändert sich die Landschaft um uns herum. Vom saftigen Grün der Palmen und regenwaldartiger Vegetation zum noch satteren Grün der zahlreichen Teeplantagen im Hochland. Man kann die Augen kaum abwenden. Hinter jedem Tunnel scheint sich das Land verändert zu haben, jede Brücke führt in eine neue, atemberaubende Gegend. Manchmal blickt das Auge weit in die Täler und Schluchten hinab, dann wieder in die Dichte der Wälder.
Eine der schönsten Eisenbahnstrecken der Welt? Kann ich mir durchaus vorstellen.

Die Eisenbahn schlängelt sich die Schienen entlang, viele Mitreisende hängen sich regelrecht aus den Türen um ein einmaliges Foto zu ergattern. Das einzige, das diese wunderschöne Fahrt trübt, sind die Plastikflaschen und der sonstige Müll, der an einem vorbei fliegt. Leider nutzen die Einheimischen die Natur als Mülleimer, und zwar ohne mit der Wimper zu zucken. Jede Flasche bereitet uns regelrechten Schmerz und man kann nur hoffen, dass auch hier irgendwann ein Bewusstsein für das Einzigartige, dass die Menschen hier haben, eintritt.
Mit steigender Höhe wird es frischer. Irgendwann binden wir sogar unsere Tücher um. Im Hochland soll es nachts bis auf 5 Grad runtergehen, in Ella immerhin bis auf 12 oder 13. Kalt für hiesige Verhältnisse.
Wir haben zwar die sechs Fahrtstunden fest im Blick, freundlicherweise kommt trotzdem der Schaffner um uns zu sagen, dass wir nun aussteigen müssen.
Langsam reicht es auch. Der Po ist eingeschlafen und wir freuen uns auf Bewegung, die Fahrt hat sich allerdings voll gelohnt.
Zwei Nächte in Ella liegen nun vor uns und es sollen nicht die schönsten werden…