Wir sind zwar müde vom Tag, aber Schlaf will sich nicht so richtig einstellen. Zum Glück habe ich meinen dünnen Seidenschlafsack aus Vietnam dabei, in den ich mich einwickeln kann, aber trotzdem riecht man bei jeder Bewegung einen Hauch von Schimmel. Dazu sinken die Temperaturen nachts und es wird tatsächlich kalt. Eine muffige, kühle Nacht also, da wird der Tag hoffentlich besser.
Wird er!
Heute wollen wir die große Eisenbahnbrücke sehen, über die man auch rüber laufen kann. Die Brücke mit den neun Bögen ist bekannt für ihre Architektur.
Wir machen uns auf den Weg. Obwohl es noch früh ist, steigen die Temperaturen schnell wieder, aber immerhin sind wir in frischer Luft. Schimmelfrei.
Der Weg führt zuerst durch den gesamten Ort, vorbei an den vielen Bars und Restaurants, vorbei an den Händlern, die am Straßenrand Obst und Gemüse anbieten.
Dann schlängelt sich ein schmaler Weg durch eine Art Regenwald, zumindest sieht es für uns so aus. Es zwitschert um uns herum, die Pflanzen wachsen mit Riesenblättern am Weg entlang. Und dann sehen wir sie schon; die beeindruckende Brücke.
Ich war zunächst skeptisch, ob ich sie trotz Höhenangst betreten könnte, aber die Mauer am Rand ist recht hoch und die Brücke selbst breit. Wir laufen rüber, machen Fotos von allen Seiten, laufen wieder zurück und stehen mitten drauf, als wir das Schnaufen und Tuten des nahenden Zuges hören. Jetzt wird es ein bisschen aufregend. Wir weichen zurück, aber da ist der behäbige Zug auch schon zu sehen. Er hupt ein paar Mal und dann rauscht er an uns vorbei. Wie am Tag zuvor fährt er seine 30km/h, es fühlt sich also nicht gerade mitreißend an, wenn man ihn vorbeifahren spürt. Eher gemütlich.

Das Erlebnis ist besonders und wir haben jetzt noch keine Lust zurückzugehen. Und da man ja offenbar genug Platz links und rechts der Schienen hat, um einem Zug eventuell auszuweichen, beschließen wir, den Schienen einfach eine Weile zu folgen. Ca. 40 Minuten laufen wir auf den Gleisen, vorbei an kleinen Hütten, Plantagen, Felsen und Gestrüpp bis zu einer anderen, kleinen Brücke. Hinter ihr ergießt sich ein Wasserfall uns Tal. Ein schöner Spaziergang, ein Zug kommt allerdings nicht noch einmal.

Für den Rückweg erklimmen wir noch einmal die andere Seite von Ella, es geht rauf und rauf und die wird Sonne heißer und heißer.
Irgendwie haben wir in den letzten Tagen eine Tendenz zu unnötigen Höhenwanderungen, aber ist ja alles gut für die Figur und die Aussicht entschädigt auch irgendwie für die Strapazen.
Zurück im Ort müssen wir uns erstmal was gönnen. Wir finden eine Kaffeebar und hoffen, dass wir hier Kaffee ohne Schimmelwasser bekommen. Volltreffer. Und so sitzen wir den gesamten Nachmittag bei Kaffee und anderen Getränken und beobachten das Treiben vor uns.
Ella hat sich gelohnt, aber wir sind froh, dass wir den Backpacker Trubel und dem Schimmel am nächsten Tag entfliehen werden. Auf uns wartet eine weitere Empfehlung vom guten Ranga. Und die kommt keinen Tag zu früh, wie wir schon bald feststellen sollen.