Improvisationsbacken


Ich koche relativ selten.
Da unser Hausherr gerne in der Küche zaubert und fast immer irgendetwas wie Empanadas, Pizza oder Auflauf vorbereitet hat, bin ich eher zurückhaltend geworden, was das Kochen angeht. Man könnte es sicher auch faul nennen.
Abgesehen davon, daß mein Essen nicht unbedingt für die Allgemeinheit bestimmt ist; denn was ich auch mache, fast immer ist das, was ich koche, irgendwie pikant bis scharf.
Und das ist für die sensiblen, argentinischen Gaumen eher Hölle als Genuß.

Was ich aber kann, ist backen. Und das macht Fernando nicht so gerne, weil ihm Süßes nicht immer gelingt.

Frisch eingetrudelt via Facebook ist ein Rezept für einen Avocadokuchen (Grüße nach Berlin!). Avocados gibt es hier zu Genüge, also wird das Rezept direkt ausprobiert.
Allerdings mit einem hohen Anteil an Improvisation:

Da ich keine gemahlenen Mandeln gefunden habe, die vermutlich auch ein Vermögen gekostet hätten, sind es Kokosraspeln geworden.
Die Pistazien fallen ganz einfach weg.
Backpulver wird durch Natron ersetzt.
Auch Vanillezucker ist hier eher was für internationale Supermarktketten, aber nicht für den Tante Emma Laden um die Ecke. Stattdessen nehme ich einen Löffel Vanillejoghurt. Es geht hier ja schließlich um die Vanille und nicht um den Zucker.
Limetten habe ich auch nicht gefunden, also Zitronen.
Die Butter bleibt Butter, auch wenn sie für umgerechnet 2€ pro 250g ziemlich teuer ist.

Mir wird klar, daß mein Kuchen irgendwie nicht mehr viel mit dem Originalrezept zu tun hat. Aber das weiß ja keiner hier.

Er gelingt trotzdem. Und Fernando hat schon ein großes Stück gegessen und nach Mehr gefragt. Also Erfolg.

Daß ich kein Food-Blogger bin, sieht man an meinem mäßig hübschen Foto, aber in echt sieht er wirklich gut aus.

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Entdeckung der Langsamkeit


Einkaufen. Das Gute ist, daß die Supermärkte täglich bis neun geöffnet haben. Und meine Theorie ist, daß sie das auch müssen, weil sonst niemand zum Kaufen käme, denn ein Besuch im Supermarkt nimmt Zeit in Anspruch!

Ich möchte ein Stück Käse kaufen, Brot, eine Avocado, eine Zitrone und eine Zwiebel. Ich könnte in den Käseladen gehen, dann zum Bäcker und zum Gemüsehändler. Oder ich versuche es eben im Supermarkt, denn da gibt es alles.

Zeiträuber 1: sämtliche Käsestücke sind eher für Familien abgewogen als für eine Einzelperson. Ich möchte kein halbes Kilo Käse kaufen, also suche ich nach dem kleinsten Stück. Das dauert und kostet verhältnismäßig viel.

Zeiträuber 2: Gemüse muß man abwiegen lassen. Ein Mann wiegt alles, und da alle irgendwelches Gemüse kaufen, ist die Schlange dementsprechend lang. Und selbstverständlich wird jedes Stück in eine eigene Tüte verfrachtet.

Mittlerweile, eine halbe Stunde später, habe ich also vier Tüten. Eine mit einer Zitrone, eine mit einer Avocado, eine mit einer Zwiebel und eine mit Brot. Dazu kommt mein abgepackter Käse.

Zeiträuber 3: die Kasse. Es gibt zwar viele Kassen, aber vor allen steht jeweils eine lange Schlange. Also anstellen. Und teilhaben an der Entdeckung der Langsamkeit!
Die Kassiererinnen ziehen einen Artikel nach dem anderen vor den Sensor, wie in Deutschland, nur viel laaaangsamer. Und es gibt pro Einkauf immer ein oder zwei Artikel, die Probleme bereiten. Die der Sensor nicht lesen kann zum Beispiel. Aber bevor man die Nummer manuell eingibt, versucht man es lieber zwanzigmal. Und wenn man dann die Nummer manuell eingibt, vertippt man sich am besten und fängt von vorne an.
Und es gibt auch grundsätzlich kein Wechselgeld. Also schreit die Kassiererin jedesmal nach ihren Kolleginnen, ob die vielleicht gerade Kleingeld haben. Haben sie nicht normalerweise. Wenigstens wird der Einkauf großzügigerweise um ein paar Centavos abgerundet.

Ich habe also jetzt ein Stück Käse, eine Zitrone, eine Avocado, Brot und eine Zwiebel. Etwa eine Stunde nach Betreten des Supermarktes.

Das nächste Mal gehe ich zum Bäcker, zum Gemüsehändler und zum Käseladen.