Sri Lanka 3 – Das ist wirklich nicht deutsch


Unsere ersten drei Nächte nähern sich dem Ende und am nächsten Tag soll es weitergehen nach Kandy. Eine Unterkunft haben wir sogar schon gebucht. 7€ pro Person und Nacht – Mal sehen, was das wird.

Jetzt müssen wir dort nur noch hinkommen. Es sollen ca. 4 Stunden mit dem Auto sein. Also fragen wir Ranga, ob er einen Fahrer für uns hat. Er organisiert uns einen, sagt er, während er unsere Bestellung fürs Abendessen aufnimmt.

Wir bestellen alle gebratene Nudeln und bekommen… gebratenen Reis. Macht nichts, sagen wir. Schmeckt doch auch gut. Ranga ist erleichtert, dass wir uns nicht beschweren. Seine Mutter ist nicht da und er regelt den Laden allein mit seiner Frau.
Für die Verwechslung der Bestellung bringt er uns dafür noch diverse Beilagen wie Currys und Chutney vorbei. Wir sind happy.

Nachdem die restlichen Gäste das Restaurant am Strand verlassen haben, besprechen wir nochmal den nächsten Tag. Was wir denn genau machen wollen, fragt Ranga. – Na, wir wollen von Beruwala nach Kandy fahren.
Und was wollen wir auf dem Weg sehen? – Keine Ahnung, was gibt’s denn?
Naja, Teefabriken und Kräuterfabriken. – Ne, dann einfach direkt nach Kandy.
Und dann? – Dann wollen wir zu diesem Berg, dem Sigi… sigiwalalaala oder so.
„Na, Ihr seid ja wirklich gut vorbereitet!“ meint Ranga. „Und da wollt Ihr übernachten?“ –  Nein, nur einen Tagesausflug. „Aber das ist weit!“ – Also, Google Maps sagt 90km, also 2 Stunden. „Ja, ja auf deutschen Autobahnen vielleicht… Also, ich will es ja so nicht sagen, aber Ihr seid wirklich nicht deutsch – Ihr seid einfach so Chillas, so entspannt und planlos sind sonst keine Touristen!“

Wir lachen uns schlapp. Er verspricht uns, dass er uns einen Fahrer organisiert. Im Notfall fährt uns sein Vater.
Zwei Frauen kommen vorbei, die in der Nähe Ayurveda machen. Was wir noch so vorhaben, fragen sie. Ranga antwortet für uns: „Die braucht Ihr nicht fragen, die haben eh keinen Plan.“ Als die beiden weg sind, meint er: „Das ist super für uns. Ayurveda macht, dass die zwei Wochen verhungern und dann kommen die zu uns ins Restaurant und essen alles.“

Er stellt uns eine Flasche Wein auf den Tisch, bittet uns, den Tisch und die Stühle nachher wegzuräumen und die Gläser reinzustellen. Er fragt, ob wir Insektenspray haben. Ja, das haben wir. Aus Deutschland mitgebracht. Völlig ungläubig ruft er: „Aber die Moskitos sind doch aus Sri Lanka!“ Und stellt uns drei verschiedene Insektenspray hin. Er lacht. In seinem sehr guten Deutsch mit Akzent sagt er: „Ich würde gerne noch bleiben ein bisschen lange… Aber mein Kind muss ins Bett.“

Wir leeren die Flasche. Morgen geht’s zum Frühstück und mal sehen, ob wir einen Fahrer haben. Grundsätzlich würden wir auch gerne noch bleiben ein bisschen lange, aber die Reise geht nun mal weiter. Bestimmt.

Sri Lanka 2 – Durch die Mangroven



Uns gefällt es, warum also schon wieder gehen! Wir fragen Ranga, ob wir eine dritte Nacht bleiben können. Ja, das geht. Durch den – Zitat – „Coronascheiß“ haben ihm viele Leute storniert. Er freut sich, wenn wir bleiben. „Außerdem“, meint er „seid Ihr so schön entspannt. Gute Gäste.“

Im Reiseführer, den ich auf der Hinreise durchblättern konnte, stand etwas von einem Mangrovenwald. Den würden wir gerne sehen. – Kein Problem. Er organisiert uns was. Das hatten wir am Abend vorher mit ihm besprochen, während wir bei Hildas Reis und Curry saßen. Wann wir los wollen? Egal. Morgens irgendwann. So um acht oder neun?

Um halb neun sind wir beim Frühstück. Diesmal nach Sri Lanka Art. Ranga hat festgestellt, dass wir nicht die typischen Deutschen sind, die morgens Toast und Marmelade brauchen, sondern neugierig sind auf das, was das Land zu bieten hat. Er bemerkt das übrigens selbst, das ist keine Unterstellung meinerseits gegenüber anderen Touristen. Also kriegen wir String Hoppers, Rotti Brot in verschiedenen Varianten, Linsen-Curry und weitere herzhafte und süße, typische Gerichte. Mehr als wir je essen können. Er wolle, dass wir alles mal probieren können. Dann wüssten wir, was wir mögen und was nicht.


Unsere Mangrovenfahrt hat er vergessen, aber kein Problem, er hat ja versprochen, dass er was organisiert. Eine halbe Stunde später sitzen wir im Tuk Tuk auf dem Weg zu den Mangroven. Uns erwartet eine wunderschöne Tour durch die bizarre Landschaft. Unser Guide, dessen Namen ich leider nicht verstanden habe, erklärt auf Deutsch, was wir sehen. Und sein Auge ist erstaunlich: ein winziger Frosch auf einem Blatt, ein kleines Krokodil, Flughunde hoch in den Ästen, eine gut getarnte grüne Mamba, Wasserwarane, Affen, sogar eine kleine Heuschrecke entgeht seinem Blick nicht und damit auch nicht unserem. Worauf unser Blick leider auch fällt, sind die Plastikflaschen- und tütentiere, die ebenfalls im seichten Wasser dahin schwimmen. Vermutlich noch länger als die Warane.


Zwei Stunden fahren wir durch die Flussarme und sind beseelt, als wir zurück kommen. Und da wartet schon der Strand auf uns. Und Ranga, für den wir eine große Herausforderung bereit halten…

Sri Lanka 1 – Sie schließen die Grenzen


Corona geht um. Vielen wird vom unnötigen Reisen abgeraten. Das konnten wir ja nun wirklich nicht wissen, sonst hätten wir die Flüge erst jetzt gebucht; wäre bestimmt billiger gewesen. Und nötig ist unsere Reise, denn wir brauchen Urlaub.

„Sri Lanka, toll!“, sagen die meisten. „Was habt Ihr gebucht? Ayurveda? Eine Rundreise?“ – „Nein. Bis jetzt Flüge und zwei Nächte am Strand, der Rest ergibt sich.“ Irritierte Blicke.

Und so geht es los. Während meine Mutter warnt, wir flögen ja direkt ins Corona-Epizentrum und die Tante meiner Mitreisenden ein panisches „Sie schließen die Grenzen!“ ausstößt, werden wir in den nächsten zweieinhalb Wochen anderes erleben.

Nach einer langen Reise auf einem relativ leeren Flug in Colombo angekommen, werden wir tatsächlich schon erwartet. Unser Homestay hat uns einen Shuttle organisiert, für den wir dankbar sind. Es ist immerhin schon Abend und noch zwei Stunden Fahrt liegen vor uns.

In Beruwala werden wir dann mit großer Herzlichkeit empfangen. Das kleine Hotel liegt direkt am Strand und hier werden wir auch morgen frühstücken. Ob wir schon Pläne für die nächsten Tage haben, fragt Ranga, unser Gastgeber. Ja, entspannen, mehr Pläne gibt es nicht.

An diesem Abend geht nicht mehr viel. Die Nacht ist heiß und unruhig, aber die Müdigkeit so groß, dass ich trotzdem schlafen kann.

Am nächsten Morgen sitzen wir gegen elf beim Frühstück, mit den Füßen im Sand fragen wir Ranga, was er für Empfehlungen hat für die Gegend. Naja, man könne in die Kräuterfabrik und Teefabrik und dieses und jenes besichtigen… Nein, bitte keine Butterfahrten. Wir wollen Natur und Menschen, aber bitte keine Verkaufsaktionen. Er ist erstaunt. Normalerweise wollen die Touristen das, aber in der Nähe gibt es eine Buddhastatue, die man sich anschauen kann. Die größte des Landes und man kann einfach am Strand langlaufen. Das klingt schon besser. Zuerst aber testen wir den Entspannungsfaktor des Strandes. Ergebnis: hoch.

Abends brechen wir dann auf Richtung Buddhastatue. Am Ende des Strandes links und dann noch zwei Kilometer ins Dorf rein. Rangas Beschreibung ist einfach, aber treffend und auch, wenn die Tuk Tuk Fahrer uns lieber fahren würden – wir laufen.

Die Statue ist… groß. Schönheit liegt ja schließlich im Auge des Betrachters.

Das Highlight des Tages erwartet uns aber bei unserer Rückkehr an den Strand. Alles ist in ein gelb-rotes Licht getaucht. Es sieht unwirklich aus und einfach faszinierend schön (ich spreche hier für die Augen mehrerer Betrachter). Die kleinen Felsen im Wasser brechen die rötlichen Wellen und der Sand leuchtet gelb.

Wie in einer künstlichen Welt und doch sind wir mitten drin.Der erste Tag war genau das, was wir wollten. Bei Ranga gibt es nun noch Reis und Curry von Mama Hilda, serviert mit einem Lachen und Freude daüber, dass es uns gut gefällt. Woanders schließen sie vielleicht die Grenzen – wir stoßen auf offene Herzen.