Deutsches Missverständnis


Durch meine ehrenamtliche Tätigkeit als deutsche Botschafterin bei der Sprachorganisation passiert es häufig, daß man mich bittet, gewisse grammatikalische Begebenheiten im Deutschen genauer zu erklären (was nicht gerade leicht ist) oder daß man mich nach der richtigen Aussprache eines Wortes fragt.
Dementsprechend hat es mich auch nicht stutzig gemacht, als ein Typ, den ich dort schon öfter gesehen habe, weil er immer mit seiner Freundin da ist, mich fragte, ob ich ihm helfen könne. Er habe gerade mit Deutschunterricht angefangen, hatte fünf Stunden und er verstehe gar nichts. Ob ich mich nicht für eine Stunde mit ihm in einem Café treffen könnte, um ihm ein paar Dinge zu erklären.

Na gut. Montagabend, nach seiner Arbeit.
Am Treffpunkt sagt er mir, daß er ziemlichen Hunger habe, weil er eben gerade erst von der Arbeit komme. Ob es ok sei, irgendwo hinzugehen, wo man essen kann.

Klar. Kommt mir gelegen. Ich habe auch Hunger.
Beim Essen frage ich also, wie ich ihm helfen kann, aber gezielte Fragen hat er nicht. Mehr so allgemein über Deutschland und nicht unbedingt zur Sprache. Und ob ich nicht noch mehr Wein wolle.
Nein, eigentlich nicht.

Er schaut mich enttäuscht an; aber sein Plan sei doch gewesen, mich betrunken zu machen und die Situation auszunutzen.
Aha. Wenigstens ziemlich ehrlich! (Aber das müßte er überhaupt erst mal schaffen.)
Und seine Freundin? … Ist nicht seine Freundin, sondern eine gute Freundin.
Und das Baby, das er auf seinem Facebook Profilbild in den Armen hält? … Ist nicht sein Kind, sondern sein Neffe.

Da war der Typ also mehr an der Deutschen als am Deutsch interessiert.
Tut mir leid, so läuft der Hase nicht. Schweren Herzens gibt er sich geschlagen und seinen Plan auf.
Aber wenigstens hat er die Rechnung übernommen. Deutsch üben muß er allein.

Und noch einmal Schulkind


Mein Ehrenamt als Botschafterin in Sachen Sprachen bringt mir ungeahnte Vorteile. Ich kann zum Beispiel kostenlos noch mal eine Woche eine Sprachschule besuchen.
Und da ich mir in den letzten drei Monaten mein Spanisch mehr oder weniger auf der Straße angeeignet habe, kann eine Politur wohl kaum schaden.
Abgesehen davon, daß man eh nie auslernt, und mein Spanisch bei weitem nicht perfekt ist.

Ich nehme das Angebot gerne an.

Montagmorgen bedeutet also früh aus den Federn und noch einmal die Schulbank drücken.

Stift und Vokabelheft liegen schon bereit, und ich freue mich!

Die Welt in einer Bar


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So hatte ich also meinen ersten Auftritt als deutsche Botschafterin in Sachen sprachlicher Austausch bei Mundo Lingo.
Wir laden alle, die irgendeine Sprache sprechen (also alle) in eine Bar ein, und jeder, der Lust hat, kann dann eine andere Sprache mit den Anwesenden üben, indem man sich einfach unterhält.
An den aufgeklebten Flaggen sieht man, wer welche Muttersprache spricht, was er oder sie noch ganz gut kann und ganz unten, was man noch üben möchte.

Und ich…versuche die zu finden, die schon Deutsch sprechen, um sie mit denen, die es gern lernen wollen, zusammenzubringen.

Außerdem trifft man eine Menge Leute und hat Spaß.
Ich bin ganz happy mit meinem neuen Ehrenamt. Und das Schöne: die anderen sind es auch.
Ich kann mittlerweile auf vielen Sprachen ‚Hallo‘ sagen und bin auch ein bißchen Stolz auf meinen ‚ambassador‘ Aufkleber.