Das Leben nimmt seinen Lauf


Man muß ja mal sagen, daß die beim Arbeitsamt bisher wirklich alle nett waren.
Naja, ich sehe vermutlich auch nicht direkt aus wie der hoffnungslose Härtefall, der gar nie mehr arbeiten will.
Im Gegenteil. Hochmotiviert und gespannt auf das, was da kommt. Das spornt vielleicht auch andere an.
So muß ich in den nächsten drei Monaten erstmal nicht mehr persönlich zu Terminen erscheinen, geht alles online. Ganz schön modern.
Und netterweise hilft mir auch noch jemand, meine Bewerbung auf Vordermann zu bringen. Seit sieben Jahren keine mehr geschrieben, da kann man doch jede Hilfe gebrauchen.

Dachte ich.

Der Herr, der sich darum kümmert, ist auch wirklich sehr engagiert. Noch am gleichen Tag unseres Gesprächs schickt er mir einen ersten Entwurf meines Lebenslaufs. Streng nach Euro-Norm.
Von türkisen Bögen in den Seitenecken und Word Art in der Überschrift konnte ich ihn von vornherein abhalten, aber das Ergebnis sieht irgendwie immer noch nicht nach mir aus.
Bin ich Euro-Norm? Meine argentinischen Freunde würden jetzt wahrscheinlich lachen.

Ich beschließe, daß ich keiner Norm entspreche und bastele einige Abweichungen in seine Vorlage. Weg mit dem Deckblatt, weg mit Leerlauf, kurz und knapp, hier komme ich.
Nur das Datum vom Anschreiben lasse ich in Zeile 13. Das war ihm so wichtig.

Vielleicht bin ich töricht, und kein Personaler fühlt sich von meiner Bewerbung angesprochen, aber dann sind es bestimmt auch nicht die Richtigen, oder?

Reisen um zu reisen


Ich kann es kaum fassen, aber in zwei Tagen sitze ich erstmal wieder im Flugzeug nach Deutschland.
Die Zeit ist einfach so geflogen.
Ich unterbreche quasi mein kleines Abenteuer, um Weihnachten im Kreise meiner Liebsten zu verbringen. Meiner Familie.

Das heißt also, daß ich am Donnerstag irgendwie zum Flughafen kommen muß.
Als ich ankam, bin ich im Taxi gefahren. Aber mittlerweile denkt man ja sich besser auszukennen und eine günstigere Methode finden zu können.
Ist gar nicht so einfach. Es gibt einen Bus, der direkt bis zum Flughafen fährt, allerdings müßte ich bis zu dessen Haltestelle erstmal ca vierzig Minuten in einem anderen Bus fahren. Und danach dauert die Reise bis zum Ziel immer noch etwa zwei Stunden.
Nicht, weil der Flughafen so weit wäre, sondern weil ein Bus nunmal Haltestellen hat. Viele. Und nicht auf dem schnellsten, sondern eben auf seinem Weg fährt.
Ich könnte also diese Reise für umgerechnet etwa 50 Cent antreten, insgesamt drei Stunden einplanen, mich mit meinem Koffer bei ungefähr 35 Grad Hitze versuchen, in einen meist vollen Bus zu quetschen und hoffen, daß nichts außerplanmäßiges passiert.

Ganz ehrlich, ich bin ja sonst sparsam, aber…

Letztendlich werden es ca 20 Euro. Der Schwager von Mirta, der Vermieterin meines ersten Zimmers, macht solche Fahrten privat und verdient sich was dazu.
Dafür holt er mich vor der Haustür ab. Und die Fahrt dauert eher so 30 bis 40 Minuten, ganz ohne Umsteigen.

Und wenn ich dann im Januar wiederkomme, kann ich ja immer noch die Busvariante testen.

Rechenbeispiel


Hier verändert sich das Verhältnis zu Geld. Obwohl hier alles viel günstiger ist, habe ich oft das Gefühl, viel ausgegeben zu haben.
Das liegt sicher auch daran, daß ich momentan nicht arbeite und von meinem hart Erspartem lebe. (Was sich ja irgendwann ändern soll.)

Aber auf der anderen Seite ist es wirklich günstig.
Ein kleines Rechenbeispiel eines Tages:

Für etwa 2€ beim Bäcker:
Eine Tüte mit kleinen Käsebrötchen, ein Croissant und ein Muffin

Für etwa 5€ auf dem Markt:
Ein großer Burger (siehe Hauptsache gesund) und ein großer frischgepresster Multivitaminsmoothie

Für etwa 3€ im Gemüseladen:
Drei Avocados, ein Pfirsich, zwei Äpfel, eine große rote Zwiebel

Mit 10€ am Tag lebt man sehr gut.