Die Dusche bleibt kalt, weil das Wasser einfach nicht warm wird. Zehn Minuten nachdem der Strom eingeschaltet ist, sollte es warm werden, sagte die Dame, haben wir zumindest so verstanden – tatsächlich sind es eher so 20 Stunden.
Egal, kaltes Wasser ist gut fürs Bindegewebe. Hauptsächlich wollen wir sowieso endlich was essen.
Wir verlassen unser Hotel mitten in einer kleinen Gasse in der Altstadt – und da stehen wir. Umgeben von Menschen, die auf der Straße stehen und sitzen. Sie kochen, braten, hacken Fleisch und Fisch, zupfen Gemüse zurecht, schälen Obst, und drum herum verpesten die Mopeds und Autos die Luft mit ihren stinkenden Abgasen. Die Gerüche sind, gelinde gesagt, dramatisch. Hunger, geschweige denn Appetit, ist wie weggeblasen. Es mischt sich der Geruch von getrocknetem Fisch, Dieselgestank und bei 20 Grad mehrere Stunden ungekühltem Fleisch. Die Garküchen, von denen ich noch drei Stunden zuvor dachte, dass ich sie testen werde, entpuppen sich als Woks auf Bunsenbrennern am Boden, Essen serviert auf ungewaschenen Plastiktellern, das mir schon beim Anblick auf den Magen schlägt. Nein. Heute keine Garküche. Der Tag war zu lang, die Reizüberflutung zu groß, alles so laut. Vielleicht morgen. Vielleicht an einem anderen Tag in den nächsten zwei Wochen.
Wir wandern noch zweimal um den See, bis wir die Gerüche soweit aus der Nase haben, dass die Nahrungsaufnahme möglich scheint. Es wird ein kleines Lokal, wenige Plätze, aber bebilderte Karte. Das Essen ist vietnamesisch und gut, das Bier schenkt uns die nötige Bettschwere. Ein anstrengender Tag. Ein aufregender Tag. Ich freue mich, hier zu sein.