Reisen um zu reisen


Ich kann es kaum fassen, aber in zwei Tagen sitze ich erstmal wieder im Flugzeug nach Deutschland.
Die Zeit ist einfach so geflogen.
Ich unterbreche quasi mein kleines Abenteuer, um Weihnachten im Kreise meiner Liebsten zu verbringen. Meiner Familie.

Das heißt also, daß ich am Donnerstag irgendwie zum Flughafen kommen muß.
Als ich ankam, bin ich im Taxi gefahren. Aber mittlerweile denkt man ja sich besser auszukennen und eine günstigere Methode finden zu können.
Ist gar nicht so einfach. Es gibt einen Bus, der direkt bis zum Flughafen fährt, allerdings müßte ich bis zu dessen Haltestelle erstmal ca vierzig Minuten in einem anderen Bus fahren. Und danach dauert die Reise bis zum Ziel immer noch etwa zwei Stunden.
Nicht, weil der Flughafen so weit wäre, sondern weil ein Bus nunmal Haltestellen hat. Viele. Und nicht auf dem schnellsten, sondern eben auf seinem Weg fährt.
Ich könnte also diese Reise für umgerechnet etwa 50 Cent antreten, insgesamt drei Stunden einplanen, mich mit meinem Koffer bei ungefähr 35 Grad Hitze versuchen, in einen meist vollen Bus zu quetschen und hoffen, daß nichts außerplanmäßiges passiert.

Ganz ehrlich, ich bin ja sonst sparsam, aber…

Letztendlich werden es ca 20 Euro. Der Schwager von Mirta, der Vermieterin meines ersten Zimmers, macht solche Fahrten privat und verdient sich was dazu.
Dafür holt er mich vor der Haustür ab. Und die Fahrt dauert eher so 30 bis 40 Minuten, ganz ohne Umsteigen.

Und wenn ich dann im Januar wiederkomme, kann ich ja immer noch die Busvariante testen.

Tango bei Nacht


imageEine interessante Nacht. Mit einem Zettel bewaffnet, auf dem meine eigene Adresse und die meines Zielortes steht, zusätzlich die Busnummer und die Haltestellen, habe ich mich gestern auf den Weg gemacht. Bus fahren ist so eine Sache. Es gibt viele Busse, und bisher waren sie alle voll, aber das Rätsel um die Haltestellen ist für mich noch nicht ganz gelöst. In nur wenigen Fällen gibt es irgendwo einen Unterstand, sondern meistens eher eine Art Laternenmast, an dem irgendeine Nummer steht. Für den Kenner und das aufmerksame Auge sichtbar.

Die meisten Strassen, bis auf einige große, sind Einbahnstraßen. Wenn man also weiß, wo man ungefähr einsteigen muß, fährt man zumindest automatisch in die richtige Richtung.  Aber aussteigen ist wieder eine Sache für sich, denn die Stationen richten sich nach den Straßenkreuzungen. Man muß also grob wissen, welche Straße als nächstes kommt. Oder man schreibt sich, so wie ich, einen Satz auf Spanisch auf, um den Busfahrer zu bitten, einem Bescheid zu sagen, wenn man da ist. Das sorgt für Amüsement beim Busfahrer und Aussteigen an der richtigen Haltestelle.

Und dann bin ich ihm zum ersten Mal begegnet: dem TANGO!

Kurz nach Mitternacht in einer Seitenstraße, hinter einer Tür, an der man im Normalfall vorbeigehen würde (ähnlich wie die coolen Berliner In-Bars, von denen man wissen muß, daß sie existieren und wo). Die erste ‚Milonga‘, die ich von innen gesehen habe.

Man stelle sich einen mittelgroßen Ballettsaal vor, ohne Flügel, mit Bar und an den Wänden kleine Holztische und Stühle. Und mittendrin Pärchen zwischen 30 und 40, die langsam vor sich hin schwofen, wie bei einem 5-Uhr-Tanz-Tee. Gegen halb eins nachts. Ich hatte mir Tango generell etwas leidenschaftlicher vorgestellt, aber man hat mir gesagt, daß hier überwiegend geübt wird. Nur der Anfang also.

Und dann kam sie doch noch, die Leidenschaft, das Temperament. Wenn einer die Freundin eines anderen zum Tänzen auffordert und sie dann noch zur Bar begleitet und unangebracht berührt, dann rutscht offenbar schon mal eine Hand aus. Und trifft den Kopf des Nebenbuhlers. Einer Schlägerei wurde durch gutes Zureden Einhalt geboten. Die Musik verstummt, die Türen schließen sich und jeder geht seiner Wege.

Bis zur nächsten Milonga, in einer anderen Nacht…