ASADO Nr. 2


20131014-220551.jpg Es ist Montag. Es ist Feiertag. Eigentlich war der Feiertag am Freitag…oder am Donnerstag? Auf jeden Fall ist der Montag frei, und was genau gefeiert wird, wissen wahrscheinlich nur Lehrer, Politiker und Geschichtsstudenten. (Was ich herausgefunden habe, ist, daß es was mit der Ankunft von Columbus zu tun hat, und der Feiertag vor wenigen Jahren umbenannt wurde.)

Egal, der Montag ist frei, die Sonne scheint, also auf zum Asado! (Grillen auf argentinisch)
Mein Magen hat sich wieder eingerenkt, auch dank des Höllentees und der zwei Stücke Zwieback, die ich unter strengen Augen Mirtas essen mußte. Trotzdem werde ich heute keine Experimente machen. Also kein Fleisch für mich!

Während das Fleisch und das Huhn (wir erinnern uns: Huhn ist Huhn und Fleisch ist Fleisch) laaaaangsam auf dem Grill schmoren – das ist tatsächlich eine Sache von mehreren Stunden – ist der Salat (den ja offiziell keiner ist, aber der immer als erstes leer ist) schon zubereitet, die Stimmung ist entspannt, man trinkt Mate, und dann die Frage, wer eigentlich alles kommt.
„Naja, ich hab die und den eingeladen,..“ „Achso? Der und die kommen übrigens auch noch…“ Also, ….. 18 Personen!
Organisation läuft hier ein bißchen anders.

Plötzlich herrscht leichte Panik in dem kleinen Garten. 18??? Wir haben zu wenig Fleisch! Wie sollen 7!!! Kilo Fleisch plus ein ganzes Huhn plus Innereien, Würste und Brot für 18 Personen reichen, von denen zwei!! Vegetarier (ja, ich bin nicht allein) und zwei Kinder sind?!

Die Lösung war ein weiterer Salat, quasi Füllmaterial. Ob es nun der Salat war oder ob ein halbes Kilo Fleisch pro Person plus Huhn plus Innereien plus Würste und Brot einfach genug ist… Es hat gereicht!
Und es wurde gelacht und erzählt und Fernet mit Cola (anscheinend die ultimative Verdauungshilfe hier) getrunken. Ein Bienenstock an guter Laune!
Und sehr freundliche Momente der Kontaktaufnahme: MI – NOMBRE – ES – LORENZO!
Ja, danke! Ich bin zwar aus Deutschland, aber weder taub, noch muß ich mitschreiben können, wenn jemand spricht. Trotzdem nett, wie sich alle Mühe geben. Ist auch wirklich nicht leicht in dem Gesumm was zu verstehen.

Gegen sechs Uhr Abends leerte sich der Garten, und all die prall gefüllten Bäuche gingen ihrer Wege. Nur meinen habe ich heute nicht überfordert. Denn morgen ist wieder Schule! Schon um neun und dann bis zwei. Eine Stunde länger jeden Tag, denn der Montag war ein Feiertag…

Bein bitte


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Die Uhren ticken hier anders. Wenn man zum Abendessen verabredet ist, heißt das, man trifft sich gegen halb zehn irgendwo, geht seeeehr langsam und gemütlich los und isst gegen elf. Um diese Uhrzeit sind die Restaurants voll. Man ist dann dementsprechend lange wach, um das Ganze zu verdauen. So zumindest am Wochenende.

Auch ein Sonntag beginnt gemüüütlich. Und in meinem Fall mit einem ASADO!

Asado ist grillen. Bitte jetzt keine Gedanken an Gasgrill und ein paar Würstchen! Nein, gegen elf lagen Huhn und Rind (pollo y carne! Laut Sprachgebrauch ist ein Huhn tatsächlich nur ein Huhn und nicht ‚carne‘, also übersetzt Fleisch) auf dem ‚parrilla‘ im Garten (einem gemauerten Grill, der Größe eines Kamins) und haben es sich so langsam warm gemacht. Gegen zwei war es dann soweit. Und auch wenn man hier mit den Augen rollt, wenn sich jemand als Vegetarier outet- den Salat und die Guacamole essen sie dann doch ziemlich gern.

Und nun die große Frage: hat sie oder nicht?

Klar, hat sie! Das erste Stück Fleisch, das ich probiert habe… Fürchterlich!!! Ich dachte, es sei Huhn, soll aber Rind gewesen sein. Fett und komplett durchgebraten. Das war ein Stück aus der Bauchgegend, sagt man mir. Ja, laßt es am Bauch. Stand der Kuh bestimmt gut!

Das Huhn hat mich einfach nicht angelächelt. Federvieh eben. Gackert, pickt, legt Eier, aber essen… kein Bedarf. Da habe ich weder Mitleid noch Gelüste.

Aber dieses eine Stück… Ohne Fett, ganz zart und durch und durch mit Geschmack! Ich hab’s aufgegessen. War gar nicht konsistenzgestört, fad oder ‚wird mehr, wenn man darauf kaut‘. Es war das Bein! Liebe Kuh, ich danke Dir für dieses schmackhafte Stückchen Bein, und ich würde es wieder tun!

Nicht, daß jemand denkt, ich hätte Massen verdrückt. Ich habe auch die Blutwurst missachtet. Das wäre ein bißchen viel für den Anfang. Aber es war ein Stück, und trotzdem fühle ich mich immer noch sehr fleischlos. Vielleicht, weil ich mir beim essen die Wiese, auf der das Rind wohnte, so lebhaft vorstellen konnte. Und die Gräser, die es gefuttert hat. Ich glaube, das Rind, von dessen Bein ich heute ein Stück gegessen habe, war sehr glücklich.

Aber bin ich jetzt eigentlich noch Vegetarier?

Ensalada con nada


Mittagessen! Hunger! Los geht’s!

Auf der Jagd nach geeigneter Nahrung (obwohl man mich wohl eher der Gattung der Sammler zuschreiben würde) folge ich der nächsten großen Straße, auf die man von der Wohnung aus gelangt, bis zu einem Café, das mir einladend erscheint. Auf der Karte gibt es einen vegetarischen Salat (Spinatblätter mit Käse und Gemüse). Prima!

Ich setze mich also, bestelle einen Kaffee und den Salat. Leider ist der Salat aus. Ich frage nach einem anderen ’sin carne‘, also ohne Fleisch. Ich bin Vegetarier. Die Kellnerin ist begeistert. Die Küche mache einen ganz wunderbaren vegetarischen Salat, mit Zucchini, Käse, Tomaten und Hühnchen.

Nicht so richtig vegetarisch, versuche ich ihr zu sagen. ‚Sin carne!‘ Ja, sei es doch. Nur mit Huhn. Ok, dann ’sin animales por favor‘! Da fällt der Groschen. Wie, kein Huhn, kein Fisch? Nein, bitte nichts davon. Also, sagt sie (und ich muß sagen, sie ist die ganze Zeit superfreundlich), ‚un ensalada con nada‘ (ein Salat mit nichts)!

Ja, den hätte ich gern.

…und der war wirklich ganz gut.