Sri Lanka 5 – Hoch hinaus


„Sweetie“ ist ein guter Fahrer. In den vier Stunden bis Kandy erklärt er uns immer wieder, was wir so sehen, zeigt uns einen Baum, in dessen Krone hunderte von Flughunden hängen und weicht geschickt sämtlichen Bussen und Tuk Tuks aus, die zufällig gerade auf unserer Spur fahren oder die ihm beim Überholen entgegenkommen.

Ein kleines Missverständnis ergab sich noch am Morgen mit Ranga. Er meinte, dass uns der Fahrer bestimmt in den Blumenladen bringen würde, aber da könnten wir ja kurz rein und abgehakt wäre die Sache. Naja, wir wissen zwar nicht, was wir in einem Blumenladen sollen, aber wenn es für den Fahrer wichtig ist… Aber Blumen kaufen wir bestimmt nicht. Was sollen wir denn damit?

Kurz vor Abfahrt haken wir nochmal nach: Blumenladen? – Ja, Blumenladen. Das ist schön, da könnt Ihr rumlaufen.
Da fällt es meiner Reisebegleitung wie Schuppen von den Augen: Blumen Garden???
– Ja, ja, sag ich ja. Der ist sehr bekannt.
Ach, der botanische Garten? – Ja, ja. Der ist wirklich sehr schön!

Nun, wir sind etwas erleichtert, dass wir nicht aus Höflichkeit Blumen kaufen müssen. Wirklich keine praktische Gepäckbeilage. Aber in den botanischen Garten wollen wir auch nicht. Das Land zeigt so fantastische Vegetation, dass man sich kaum satt sehen kann, da brauchen wir keine künstlichen Anlagen.

Also, direkt nach Kandy.
Dort angekommen, geht es hoch und höher. „Sweetie“ schlängelt den Van durch kleine Straßen, die immer höher den Hügel hinaufklettern. Unsere 7€-Unterkunft lässt wohl weit blicken. Und so ist es.
Gefühlt am höchsten Punkt liegt das großzügige Haus mit Blick auf die gesamte Stadt. Wir sind begeistert!

Der Besitzer empfängt uns wieder einmal mit viel Herzlichkeit und gibt uns, begleitet von stetem Kopfwackeln, Tipps für gute Restaurants.

Wir machen uns auf in die Stadt. Runter vom Berg wird ja wohl noch gehen, vielleicht gibt’s auf dem Rückweg dann ein Tuk Tuk.

Kandy ist laut! Und hektisch und voll. So ziemlich das Gegenteil vom beschaulichen Strandabschnitt, an dem wir die letzten zwei Tage verbracht haben. Überall gehen die Menschen ihrem Alltag nach. Preisen Waren an, kaufen ein, kommen von der Arbeit. Es fällt auf, dass man außer uns nur wenige Europäer sieht. Auswirkungen von Corona?

Wir finden eines der empfohlenen Restaurants und retten uns hinein. Weg von den Massen, weg von der Hektik und Lautstärke. Das Stresslevel, das morgens noch bei 0 lag, senkt sich gerade von 90 auf ca. 80.
Aber zumindest essen wir wirklich gut. Dosas. So eine Art frittierter Teig mit Füllungen nach Wahl und verschiedenen Dips, wie Kichererbsencurry und Linsen-Curry. Total gut, aber auch total sättigend.

Wir beschließen, erstmal ein paar Meter zu laufen, aber in jedem Fall den Weg Richtung Unterkunft anzutreten. Genug der Hektik. Tatsächlich laufen wir den gesamten Berg hoch. Schweißgebadet, aber auch ein bisschen stolz waschen wir uns den Staub der Stadt ab.

Wir lassen den Tag sacken mit Blick auf die hektische Stadt. Da fliegen ein paar Flughunde an uns vorbei. Batman live, auch spannend.

Für morgen früh hat uns der Besitzer schon einen Fahrer organisiert. Denn wir wollen noch weiter hinauf. Schweiß und Muskelkater werden nicht ausbleiben…

Abschied


Zum letzten Mal am Tigre auf Bootstour,
Zum letzten Mal Bus fahren (Grüße an Sarah und die 111),
Zum letzten Mal am Obelisk vorbei.

Zum letzten Mal Mundo Lingo,
Zum letzten Mal feria de Mataderos,
Zum letzten Mal die Katze vom Tisch geholt.

Zum letzten Mal eine Tangostunde in Buenos Aires,
Zum letzten Mal der Gang durch den Garten,
Zum letzten Mal ein Umarmungen mit hier geliebten Menschen.

Zum letzten Mal Steak (ab jetzt bin ich wirklich wieder Vegetarier).

Sechs Monate Buenos Aires.
Jetzt beginnt ein neues Abenteuer.

Ein neues Familienmitglied


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Mein kleiner Garten wächst und gedeiht. Die Kräuter, die ich im Dezember im Garten angepflanzt habe, fühlen sich offenbar wohl. Oregano und Minze sogar so wohl, daß sie sich schon gegenseitig den Platz streitig machen.

Was mir noch fehlt, ist Koriander.
Den mag nicht jeder. Ich finde ihn aber zu dem ein oder anderen Gericht ganz wunderbar.

Heute findet ein Bio-Markt statt. Ganz in der Nähe.
Die hundert Menschen, die sich in Buenos Aires für Bio-Produkte interessieren, sind offenbar auch dort.
Und wie es der Zufall so will, gibt es einen Stand mit Kräutern in Töpfen.

Ich frage nach Koriander.
Er habe nur noch eine Pflanze, sagt mir der Verkäufer. Und die könne er mir nicht verkaufen, denn sie sei schon so gut wie tot. Noch nicht ganz, aber fast. Hat wohl die Wärme des Tages nicht vertragen.
Und tatsächlich ist das Pflänzchen nicht viel mehr als eine Ansammlung vierer graugrüner Stängel.
Gut, nicht verkaufen, aber verschenken vielleicht?
Na gut.
Er gibt mir den Topf, der mehr Erde als Pflanze enthält und rät mir, das Ding zu gießen, wenn es irgendwie noch überleben soll.

Ich ‚gieße‘ meinen Kräuterneuling mit zwei Eiswürfeln, die ich aus meinem Getränk fische. Wasser, Erfrischung und leichter Maracujageschmack. Wenn das nicht hilft…

Direkt nach dem Markt geht es zur Tangostunde.
Es geht nicht anders. Der Koriander muß eben mit. Musik hat ja auch positive Effekte auf Organismen.

Und nach der Tangostunde will ich noch auf einen anderen Markt.
Es geht nicht anders. Der Koriander muß eben mit. So kommt er wenigstens mal rum, bevor er nur noch den Garten sieht und sich mit seinem neuen Nachbarn, dem Thymian, unterhält.

Während unserer kleinen Reise scheinen sich die Eiswürfel in einen See zu verwandeln. Die Erde ist mittlerweile durch und durch nass und aus dem Topf tropft es. Was waren das denn bitte für Eiswürfel?

Aber ganz ehrlich… Als ich zu Hause ankomme, bin ich mir sicher, daß der Koriander nicht nur wieder quicklebendig ist, sondern schon ein ganzes Stück gewachsen ist.

Das wird was mit uns!

Rechenbeispiel


Hier verändert sich das Verhältnis zu Geld. Obwohl hier alles viel günstiger ist, habe ich oft das Gefühl, viel ausgegeben zu haben.
Das liegt sicher auch daran, daß ich momentan nicht arbeite und von meinem hart Erspartem lebe. (Was sich ja irgendwann ändern soll.)

Aber auf der anderen Seite ist es wirklich günstig.
Ein kleines Rechenbeispiel eines Tages:

Für etwa 2€ beim Bäcker:
Eine Tüte mit kleinen Käsebrötchen, ein Croissant und ein Muffin

Für etwa 5€ auf dem Markt:
Ein großer Burger (siehe Hauptsache gesund) und ein großer frischgepresster Multivitaminsmoothie

Für etwa 3€ im Gemüseladen:
Drei Avocados, ein Pfirsich, zwei Äpfel, eine große rote Zwiebel

Mit 10€ am Tag lebt man sehr gut.