„Sweetie“ ist ein guter Fahrer. In den vier Stunden bis Kandy erklärt er uns immer wieder, was wir so sehen, zeigt uns einen Baum, in dessen Krone hunderte von Flughunden hängen und weicht geschickt sämtlichen Bussen und Tuk Tuks aus, die zufällig gerade auf unserer Spur fahren oder die ihm beim Überholen entgegenkommen.
Ein kleines Missverständnis ergab sich noch am Morgen mit Ranga. Er meinte, dass uns der Fahrer bestimmt in den Blumenladen bringen würde, aber da könnten wir ja kurz rein und abgehakt wäre die Sache. Naja, wir wissen zwar nicht, was wir in einem Blumenladen sollen, aber wenn es für den Fahrer wichtig ist… Aber Blumen kaufen wir bestimmt nicht. Was sollen wir denn damit?
Kurz vor Abfahrt haken wir nochmal nach: Blumenladen? – Ja, Blumenladen. Das ist schön, da könnt Ihr rumlaufen.
Da fällt es meiner Reisebegleitung wie Schuppen von den Augen: Blumen Garden???
– Ja, ja, sag ich ja. Der ist sehr bekannt.
Ach, der botanische Garten? – Ja, ja. Der ist wirklich sehr schön!
Nun, wir sind etwas erleichtert, dass wir nicht aus Höflichkeit Blumen kaufen müssen. Wirklich keine praktische Gepäckbeilage. Aber in den botanischen Garten wollen wir auch nicht. Das Land zeigt so fantastische Vegetation, dass man sich kaum satt sehen kann, da brauchen wir keine künstlichen Anlagen.
Also, direkt nach Kandy.
Dort angekommen, geht es hoch und höher. „Sweetie“ schlängelt den Van durch kleine Straßen, die immer höher den Hügel hinaufklettern. Unsere 7€-Unterkunft lässt wohl weit blicken. Und so ist es.
Gefühlt am höchsten Punkt liegt das großzügige Haus mit Blick auf die gesamte Stadt. Wir sind begeistert!
Der Besitzer empfängt uns wieder einmal mit viel Herzlichkeit und gibt uns, begleitet von stetem Kopfwackeln, Tipps für gute Restaurants.
Wir machen uns auf in die Stadt. Runter vom Berg wird ja wohl noch gehen, vielleicht gibt’s auf dem Rückweg dann ein Tuk Tuk.
Kandy ist laut! Und hektisch und voll. So ziemlich das Gegenteil vom beschaulichen Strandabschnitt, an dem wir die letzten zwei Tage verbracht haben. Überall gehen die Menschen ihrem Alltag nach. Preisen Waren an, kaufen ein, kommen von der Arbeit. Es fällt auf, dass man außer uns nur wenige Europäer sieht. Auswirkungen von Corona?

Wir finden eines der empfohlenen Restaurants und retten uns hinein. Weg von den Massen, weg von der Hektik und Lautstärke. Das Stresslevel, das morgens noch bei 0 lag, senkt sich gerade von 90 auf ca. 80.
Aber zumindest essen wir wirklich gut. Dosas. So eine Art frittierter Teig mit Füllungen nach Wahl und verschiedenen Dips, wie Kichererbsencurry und Linsen-Curry. Total gut, aber auch total sättigend.
Wir beschließen, erstmal ein paar Meter zu laufen, aber in jedem Fall den Weg Richtung Unterkunft anzutreten. Genug der Hektik. Tatsächlich laufen wir den gesamten Berg hoch. Schweißgebadet, aber auch ein bisschen stolz waschen wir uns den Staub der Stadt ab.
Wir lassen den Tag sacken mit Blick auf die hektische Stadt. Da fliegen ein paar Flughunde an uns vorbei. Batman live, auch spannend.
Für morgen früh hat uns der Besitzer schon einen Fahrer organisiert. Denn wir wollen noch weiter hinauf. Schweiß und Muskelkater werden nicht ausbleiben…