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Guten Morgen
Not macht erfinderisch, und siehe da: wenn man sich ein nasses Handtuch über das Laken legt und den Ventilator nachts anlässt, kann man trotz der Hitze ganz gut schlafen. Dazu hat es ein paar Tropfen geregnet letzte Nacht, so daß es heute wahrscheinlich nur 32 und nicht 40 Grad werden.
Gleich heute Morgen gab es einen kurzen Stromausfall. Nur zehn Minuten. Nichts, was man nicht verschmerzen könnte, vor allem, wenn man bedenkt, daß hier viele Menschen mehrere Tage, sogar Wochen, ohne Strom waren im letzten Monat.
Offenbar kommen die Stromfirmen da manchmal einfach nicht hinterher, wenn Kühlschränke, Ventilatoren und Klimaanlagen laufen.
Und man stelle sich zwei Wochen ohne all das bei 40 Grad vor. Nichts, was man unbedingt erleben möchte, denke ich.
Nachdem ich also meine Erschöpfung des gestrigen Tages weggeschlagen habe, stelle ich fest, daß sich hier nichts verändert hat. Die Katze schläft, wie immer, auf dem Tisch, das Hündchen erwartet jeden freudig, der morgens aufsteht, sogar mein Kräutergarten hat überlebt und wächst und gedeiht.
Aber es riecht anders. Nach richtigem Sommer. Irgendwie nach Urlaub…
So ein Theater
In dieser Stadt kann man quasi rund um die Uhr irgendetwas wahrnehmen und sehr oft gratis. Etwas ist immer.
Letzte Woche war zum Beispiel Nacht der Museen, diese Woche die ‚Bienal Arte Joven‘. Junge Künstler stellen in einem Kulturzentrum ihre Gemälde aus, präsentieren ihre Filme, überall spielen Bands, und Theater gibt es auch.
Für die Theaterstücke muß man sich vorher im Internet anmelden, weil die Sitzplätze begrenzt sind. Leider sind die Stücke, die mich interessieren, offenbar auch die, die alle anderen interessieren. Kein Platz mehr frei.
Also nehme ich eins, das noch zu haben ist. Reservierung perfekt, pünktlich am Schalter, mein Ticket bekommen und los geht’s. Und voll wird der Saal auch.
Ich hatte mich darauf gefreut, ein Stück auf Spanisch zu sehen und hoffentlich auch zu verstehen. Das Stück ist auch auf Spanisch, nur leider sprechen alle mit einem sehr seltsamen Dialekt, von dem ich nicht mal weiß, ob er tatsächlich irgendwo existiert oder für das Stück erfunden wurde. Letzteres scheint mir wahrscheinlicher. Jedenfalls verstehe ich mal wieder nichts!
Die Handlung läßt sich auch nicht anhand des Spiels der Darsteller erahnen, denn alles ist sehr abstrakt, beinahe ohne Requisiten, zwischendurch Tanz a la ‚wir tanzen unseren Namen‘ und viel Erzählung in diesem seltsamen Dialekt. Offenbar ist das Stück aber wirklich gut und vor allem lustig, denn das Publikum lacht sich stellenweise schlapp. Schade! Aber dafür reicht mein Spanisch einfach noch nicht aus.
Und trotzdem… Es war ein sonniger Tag, einen Versuch wert und sicher nicht das Letzte, das Buenos Aires mir zu bieten hat.
Der Mann aus der 106
Ich war zum Essen eingeladen. Jetzt ist es kurz vor zwei. Ich bin zu Hause. Nicht etwa so spät, weil wir versackt wären, nein, weil wir eben erst um elf gegessen haben. Der Kürbis ist übrigens ein in Deutschland deutlich unterschätztes Gewächs!
Wie immer habe ich den Bus genommen. Und da ist es passiert. Zum zweiten Mal habe ich ihn gesehen. Diesen Busfahrer.
Es gibt viele Busfahrer in Buenos Aires. Hunderte, vielleicht tausende. Und meistens ist der Bus so voll, daß man sich die Herren am Lenkrad nicht genau ansieht, aber dieser hier… Den würde ich immer wieder erkennen.
Vielleicht auch, weil der Bus heute, sowie beim letzten Mal fast leer war. Spät abends unter der Woche eben.
Dieser Busfahrer hat helles Haar, um genau zu sein, weiß. Ist ungefähr zwischen 90 und 100 Jahre alt und hört so schlecht, daß er grundsätzlich die falschen Preise eintippt, wenn man ihm sagt, wo man hin will. Bei allen. Egal. Dafür lehnt er sich einem so herrlich entgegen, wenn man ihn anspricht und schaut einen an, selbstverständlich ohne die Geschwindigkeit des Busses zu reduzieren.
Beim letzten Mal hat er mir auch geholfen, an der richtigen Haltestelle auszusteigen. Sehr gewissenhaft.
Aber das Beste ist, daß er so gut riecht. Er riecht nach ganz frisch geduscht, und so riecht der ganze Bus.
Lieber Busfahrer der Linie 106 nachts unter der Woche, vielen Dank, daß Du dafür sorgst, daß Bus fahren zur Abwechslung mal keine Frage der Hygiene ist. Danke! Und das mußte einfach mal gesagt werden.
Hört, hört!
Mirta hört schlecht. Deshalb hört sie Fernsehen eher, als daß sie Fern sieht.
Und sie hört gerne Fern. Es ist das erste was sie morgens macht und das letzte in der Nacht.
Mirta hört gerne in Stereo. Das heißt nicht etwa, daß sie Kopfhörer trägt. Nein, sie dreht den Fernseher im Wohnzimmer auf und den in ihrem Zimmer. Natürlich mit zwei unterschiedlichen Programmen!
Leider liegt mein Zimmer zwischen ihrem und dem Wohnzimmer. Quasi eine permanente Beschallung.
Ich hoffe, daß das spanische Gemurmel, das mich in den Schlaf begleitet und mich aufweckt, mir tief im Inneren beim Lernen hilft!