Am laufenden Band


Ich muß was tun! Empanadas, Medialunas, Galletitas, Helado und Co. fordern ihren Tribut, und zwar auf meinen Hüften!
In Deutschland war ich immerhin aktives (und nicht nur angemeldetes) Mitglied im Fitnessstudio, außerdem habe ich ja im Juni dieses Jahres das Joggen für mich entdeckt. Daran muß ich mich nur erinnern.

Meine Laufschuhe warten schon die ganze Zeit geduldig im Koffer auf ihren Auftritt, also los!
In der Nähe gibt es einen Park, um den man wunderbar drum herum laufen kann. Theoretisch.
Praktisch ist da so viel Verkehr, daß man eher an Abgasen erstickt, als daß man an einen Punkt völliger Erschöpfung geraten könnte.
Zusätzlich ist es tagsüber einfach zu warm und schwül. Eine Kombination, die leicht an Selbstmord denken läßt. Nicht gerade mein Vorhaben.

Durch den Park laufen geht leider nicht gut, da die Wege im Zickzack angelegt sind und aus Schotter bestehen. Unangenehm. Und kühler ist es dort auch nicht.

Zweimal habe ich es versucht. Beim ersten Mal habe ich zwei Runden um den Park geschafft, habe mich aber einer Lungenvergiftung nahe gefühlt und mußte zur Abkühlung einen viertel Liter Eis essen, beim zweiten Mal war es so heiß, daß ich nach einer Runde aufgegeben habe.

Wie ärgerlich! Dabei möchte ich wirklich! (Abgesehen vom ‚ich muß!!!‘)

Die Lösung ist eigentlich sehr einfach. Ich gehe einfach abends gegen halb zehn laufen. Wer will mich schon überfallen? Schließlich habe ich kein Geld und nichts dabei. Ein Versuch ist es wert. Und siehe da…
…genau so machen es die Porteños (die Einwohner der Stadt) auch. Rund um den Park ist es um diese Uhrzeit voll. Alle Lauffreunde drehen ihre Runden, der Verkehr ist längst nicht mehr so schlimm und die Temperatur angenehm. Ich reihe mich ein und laufe einfach mit.

Und da ist es endlich wieder: das Gefühl, wenn die Beine wie von alleine laufen und der Kopf frei wird.
Und ich mache noch eine Entdeckung: das, was ich tagsüber als Kinderspielplatz am Rande des Parks abgetan habe, entpuppt sich als Fitnessstudio an frischer Luft zum freien Gebrauch. Alle Geräte, die man so benötigt, um sich ordentlich zu malträtieren.
Ok, das nutze ich vielleicht beim nächsten Mal. Nicht alles auf einmal!

Aber trotzdem: Ich fühle mich sehr gut. Das Laufen um diese Zeit werde ich öfter machen, und zur Belohnung gibt es jetzt erstmal einen Keks!

Tourist mit Ambitionen


Eine Woche ohne Schule. Das heißt, mit ausschlafen. Aber zu faul soll es ja auch nicht werden, und meine oberste Mission lautet ja immer noch Spanisch lernen.
Es gibt Momente, da verstehe ich alles. In anderen summt alles einfach nur so an mir vorbei. Die Konzentration läßt eben manchmal nach. Ich glaube, das ist normal.
Mirta nötigt mich, Fern zu sehen. Damit ich mehr höre. Sie hat Recht. Nur da war ja das Problem mit der Lautstärke. Wenn sie also kurz ins Bad oder in die Küche geht, mache ich den Fernseher schnell ein bißchen leiser. Von „ich bin kurz vor taub“ auf „etwas weniger taub“.

Meine erste Zeitschrift auf Spanisch habe ich mir auch schon gekauft. Eine Cosmopolitan. Da sind die Themen nicht so hochtrabend und gut zu verstehen. Aber zugegeben, es sind auch viele Bilder drin. Naja, ich steigere den Wortanteil langsam.

Und dann lerne ich natürlich noch weiter. Jeden Tag wandere ich wie ein Tourist durch die Gegend, mache ein paar Fotos, staune über die Vielfältigkeit der Stadt, um mich letztendlich in einen Park zu schmeißen und mich in meine Bücher zu vertiefen. Jeden Tag ein bißchen mehr. Und ich habe immer ein Vokabelheft dabei, in das ich auch die Wörter eintrage, die ich in Gesprächen mitkriege.

Gestern wollte ich Mirta erzählen, worum es in dem Film geht, den ich mir im Kino angeschaut habe. Auf Spanisch (der Film und meine Erzählung). Es ging um die Probleme verschiedener Paare. Paar heißt ‚pareja‘. Und leider gibt es ein Wort, das ganz ähnlich klingt, man muß nur das r und das j vertauschen und aus dem letzten a ein o machen. Und schon ist es ein ziemlich übles Schimpfwort.
Mirta hat mich mit sehr großen Augen angeschaut, sich aber nicht viel anmerken lassen, bis ich meinen Fehler selbst bemerkt habe. Auch ich habe so getan, als wisse ich nicht, was das Wort heißt.

Morgen muß ich wieder in den Park und unbedingt Vokabeln lernen!

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