Willkommen in Vietnam


Der Flug war unspektakulär. Alles lief glatt. Von Hamburg nach Amsterdam, weiter nach Bangkok und schließlich nach Hanoi. Nach 18 Reisestunden haben wir unser Ziel erreicht, mittags gegen 14:30 Uhr, müde, aber gut gelaunt.

Am Flughafen machen wir uns zunächst zu Millionären. Ein Euro sind 28000 Dong – Nullen, mit denen wir später noch das ein oder andere Mal kämpfen werden.

Am Taxistand werden wir an der wartenden Schlange vorbei gelotst. Man bekommt schnell das Gefühl, dass Hautfarbe hier eine Rolle spielt – und unsere ist offenbar höher angesehen als die einheimische.

Auf der Straße hat das allerdings keine Bedeutung. Hier herrscht das Recht des Lautesten und Schnellsten. In Argentinien dachte ich schon, dass ich die ein oder andere wilde Fahrt erlebt hätte, aber hier… kurzzeitig verwirrt, frage ich mich, ob hier vielleicht doch Linksverkehr herrscht. Nein. Man fährt nur einfach da, wo gerade Platz ist. In unserem Fall bedeutet das 40 Minuten irgendwie quer durch Hanoi.

Schon beim ersten Blick ist die Stadt anders als alles, was ich je gesehen habe: sie ist lauter dreckiger, hektischer – und gefühlt JEDER besitzt einen Roller oder ein Moped. Das alles übertönende Geräusch ist das ständige Hupen aller Gefährte, die in irgendeiner Form motorisiert sind.

Schließlich hält das Taxi vor unserem Hotel – die einzige Unterkunft, die wir im Voraus gebucht haben. Wir hatten das Gefühl, dass der Taxifahrer eine große Acht mit uns gefahren ist, die Bestätigung erhalten wir bei einem späteren Blick auf die Straßenkarte. Vermutlich war sein lautes Rülpsen bei Ankunft Zeichen völliger Zufriedenheit. Verbuchen wir es als unkommentierte Stadtrundfahrt.

Das Hotel ist einfach, aber sauber, die nette Dame an der Rezeption spricht sehr viel auf solidem Denglisch – wir versuchen es mit nicken und lächeln, denn verstehen kann man sie nicht wirklich. Und bei all unserer Freude auf die Dusche stürmen wir direkt ins Zimmer, ohne uns die Straße vorm Hotel genau anzuschauen; Aber eine kalte Dusche schärft so einige Sinne…

Norwegen Tag 2 – Teil 2


  
Die Seeadler-Safari also. Ich bin wirklich gespannt. In einer Gruppe von ca. 40 Personen werden wir in den Fahrzeugraum des Schiffes gebracht. Hier, wo normalerweise die Autos ein- und ausschiffen, dockt ein kleines Ausflugsboot an. Wir steigen ein und schon geht die Fahrt los. 

Die Gegend um die Lofoten ist wohl bekannt für das zahlreiche Vorkommen von Seeadlern. 

Auf dem Boot gibt es eine kleine Plattform, auf die die Mitarbeiter Fischstücke auslegen. Ein bisschen locken wollen wir die lieben Adler schließlich schon. 
Aber der Plan sieht anders aus: Die Möwen sollen angelockt werden, um die Adler dann auf uns aufmerksam zu machen. 

Und die Möwen lassen nicht lange auf sich warten. 
Nun ist es leider so, dass ich Möwen nicht ausstehen kann (außer das Geschrei in der Ferne, wenn man am Meer ist). Möwen stehen für mich auf einer Stufe mit Affen, Rosinen und Marzipan – und wer mich kennt, weiß, was das bedeutet. 

Sie sind überall und kreischen uns an. 

  
Erst, als wir tatsächlich in den Trollfjord einfahren, gibt es eine Futterpause, und die Vögel ziehen sich etwas zurück. 
Im Fjord herrscht eine seltsame Atmosphäre. Es ist warm, windstill. Dichtes Grün wächst an den schroffen Steilfelsen. Vereinzelte schmale Wasserfälle stürzen die hohen Wände entlang in die Tiefe. 

Es ist ein bisschen wie in einer anderen Welt. Am Ende des Fjords steht ein kleines Haus. Wohnt hier wirklich jemand? 

  
Auch unser Schiff fährt in den schmalen Gang zwischen den Felsen ein. Vom Ausflugsboot beobachten wir, wie es auf dem engen Raum wendet. Beeindruckend, und ich denke an den Kapitän aus dem Museum, der sagte: „Alles ist leicht, wenn man nur weiß, wie es geht.“
Kaum sind wir aus dem Trollfjord draußen, geht die Möwenfütterei weiter. Ich fühle mich an Alfred Hitchcocks ‚Die Vögel‘ erinnert und hoffe inständig, den ständig runterfallenden Möwenhinterlassenschaften zu entgehen. 

Aber der Trick scheint zu wirken. 

Plötzlich kreist am Himmel ein dunkler Fleck. Direkt über uns dreht er seine Runden. Viel höher und doch deutlich größer als die Möwen. Die werden stiller. Ein Gefühl von Ehrfurcht macht sich breit. Und dann schwingt sich der Seeadler hinab und schießt auf das Wasser zu. 
Bei einer Augenhöhe von 1,60m, umringt von kamerawütigen 1,80m-Männern, sehe ich den Adler erst wieder, als er mit einem Fisch zwischen den Krallen Richtung Felsen verschwindet. Der Mann neben mir ist wahnsinnig stolz: „Got him!“, ruft er und zeigt mir sein Kameradisplay, wo ein verschwommenes, gefiedertes Etwas zu sehen ist. Ich bestätige seinen tollen Schuss und er strahlt. 

Und schon kommt der nächste Adler. Diesmal richte ich mich auf und kann ihn ganz sehen: wie er das Ziel anpeilt, kurz in der Luft innehält um dann in einer fließenden, perfekten Bewegung durch die Wasseroberfläche zu brechen und seine Beute davon zu tragen. ‚Got him!‘ denke ich. Mit meinen eigenen Augen. 
Wir sehen noch einige Seeadler. Wie sie auf den Felsen sitzen oder mit nur wenigen Flügelschlägen hinter den Hügelketten verschwinden. 
Irgendwann ist es vorbei. Die Möwen verziehen sich mit dem letzten Brocken, den man ihnen hinwirft, und das Boot prescht durch die leichten Wellen in Richtung des nächsten Dorfes. Es ist kalt und sehr windig. Aber irgendwie stehe ich einfach da und genieße es. Die kühle Luft, die durch meine Jacke zieht, die Salzperlen, die das Wasser auf die Lippen spritzt. Ich fühle mich frei. ‚Got him!‘. 

Auf nach Córdoba


So machen wir uns also auf den Weg nach Córdoba.
Die Lunchtüten sind gepackt und der Rest auch. Zu dritt sitzen wir im Auto.

Kurz nach eins mittags starten wir die Reise, und entgegen aller Erwartungen sind die Straßen überhaupt nicht überfüllt. Wir kommen gut vorwärts, und schon bald beginnt die Landschaft sich zu verändern.

Alles Flach. Wir fahren hunderte von Kilometern ohne einen Hügel durch die Pampa.
Ich gebe offen zu, daß mir die ein oder andere Erhebung in der Landschaft schon immer besser gefallen hat, aber hier ist es nunmal eben platt.
Und geregnet hat es offenbar auch viel. Teilweise stehen die Felder links und rechts der Straße unter Wasser. Mais, Alfalfa und vor allem Soja schwimmen mehr oder weniger vor sich hin. Rinder sehen wir weniger als erwartet. Vielleicht gibt es doch gar nicht so viele in Argentinien? Oder alle schon aufgegessen?

Unsere Reise verläuft ohne Zwischenfälle… Bis die Sonne sich dem Horizont nähert. Plötzlich blenden die Strahlen so sehr, daß man kaum noch etwas sieht. Ich sitze auf dem Beifahrersitz und habe ab jetzt eine neue Aufgabe: Abstandswarner. Denn immer wieder fährt Fernando rechts in die Pampa, weil er die Straße nicht mehr richtig erkennt. Den ein oder anderen Schreck muß ich so über mich ergehen lassen. Noch schlimmer wird es, als wir so ziemlich alle Mosquitos Argentiniens auf der Windschutzscheibe haben. Die Nichte fragt noch vom Rücksitz ob es regnet. Nein, das, was aufs Auto prasselt, sind Insekten in Hülle und Fülle.

Es hilft nichts. Wir müssen anhalten und provisorisch die Scheibe reinigen, man sieht gar nichts mehr.
Aber für all die kleinen Widrigkeiten werden wir mit schönen Farben am Himmel entschädigt.

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Nach etwas über acht Stunden erreichen wir schließlich unser Ziel. Und natürlich geht es direkt los mit Essen.
Es wird großzügig aufgetischt, und ohne einen Nachschlag komme auch ich nicht davon.
Mal sehen, wie viele Kilos man in vier Tagen zunehmen kann.

Farbenspiel


Wieder heißt es: früh raus aus den Federn. Um sechs aufstehen, denn um sieben werde ich abgeholt. Und ohne Kaffee vorher geht gar nichts.
Meine Koka Blätter brauche ich heute noch nicht, es geht nach Cafayate. Ein Weinbaugebiet in nur etwa 2000m Höhe.

Ich werde als erstes eingesammelt und direkt nach meiner Passnummer gefragt.
Keine Ahnung. Den Pass habe ich fast nie dabei, außer, wenn ich ihn sicher brauche. Und auswendig weiß ich die Nummer nicht. Im Gegensatz zu den Argentiniern. Die brauchen ihre Ausweisnummer für so ziemlich alles und ständig. Interneteinkäufe, Bankaufträge usw.
Na gut, dann denkt sich die Reiseführerin eben eine Nummer für mich aus.

Kurz darauf steigen zwei weitere Deutsche hinzu (alle schön in ihren Hotels eingesammelt). Ich schätze so um die 75. Auch sie werden nach ihren Ausweisen gefragt, aber statt einer Antwort gibt es erstmal Geschimpfe.
‚Wozu? Das gibt’s in Deutschland nicht! Diese Sitten hier!…‘ Immerhin haben sie ihre Pässe dabei.
Aber ab da geht es los. Das Paar aus München ist eigentlich nett, aber er weiß einfach alles besser. Und freundlicherweise hängen sie sich an mich. Und so geht es den ganzen Tag:
„Also einen richtigen Tango sieht man nur einmal im Leben, und hier habe ich noch keinen guten gesehen.“
„Ist das Eis hier denn überhaupt so gut wie Sorte XY in den USA?“
„Also, letztes Jahr in Laos, da war das ganz anders!“
„Naja, man kann ja den Franz Josef Gletscher in Neuseeland nicht mit Calafate vergleichen.“
„Also, die Argentinier haben ein Problem mit dem Essen. Das ist überall gleich!“

Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass er ja durchaus die angebotenen regionalen Spezialitäten wie Locro, Empanadas salteñas, Humita oder Tamale hätte probieren können, aber das überhört er gekonnt.
Manche Leute reisen eben, um anderen zu erzählen, wo sie schon überall waren, andere um die Reise zu genießen.
Und deshalb kommen wir jetzt zur Reise selbst.

Es geht in den Süden von Salta. Vorbei an Tabakfeldern (Hauptabnehmer sind übrigens die Chinesen) und Pferdeweiden.
Schon bald treten wir in die Quebradas de las conchas ein. Gebirge, die in Millionen von Jahren durch Plattenbewegung, Wind, Wasser und Sonne entstanden sind. Das was einst tropischer Urwald war, ist nun trocken und zeigt die überwältigendsten Felsformationen und Farben.

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In einiger Entfernung zur Straße fließt ein Rinnsal. Der längste Fluss Argentiniens, wie man uns erklärt. Denn dieses Pfützlein, das in 6000 Metern Höhe entspringt, wird irgendwann zum Paraná und schließlich zum Rio de la Plata, der, selbst riesig wie ein Meer, in den Ozean mündet.
Jetzt fließt das Bächlein unscheinbar vor sich hin. Aber daran, dass an einer Stelle die Straße komplett zerstört ist und neu aufgebaut werden musste, sieht man, zu welchem zerstörenden Strom es werden kann.

Aus den Bergen hinaus fahren wir ins Tal bis hin zum Örtchen Cafayate, aus dem der (angeblich berühmte) weiße Torrontes kommt. Berühmt oder nicht, die Weinprobe überzeugt mich.

Durch die selben Berge fahren wir zurück. Nun in anderem Licht.

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