Sport in fast 1500 Metern Höhe, und die Meisten sind auch noch bis dahin gejoggt. Da esse ich lieber weniger Empanadas.
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Ich spiele Polo
Wie ich schon einmal geschrieben habe, ist Polo hier ein Nationalsport.
Naheliegend bei so viel Fläche und Weide. Da fühlen sich nicht nur Rinder, sondern auch Pferd und Reiter wohl.
Doch natürlich spielt nicht jeder Polo. Erst recht nicht in der Stadt.
Letztendlich ist es ein recht teurer Sport, denn ein Spieler braucht mehrere Pferde, und um sich zu steigern, müssen es immer Bessere sein.
Ein bißchen wie Formel 1.
So oder so, man weiß ja nie, wovon alle sprechen, wenn man es selbst nicht mal ausprobiert hat.
Also werde ich mal Polo spielen.
Um zehn Uhr morgens werden ich und noch drei weitere Poloneulinge aus der Stadt abgeholt. Etwa eine Stunde später befinden wir uns auf einer wunderschönen estancia. Das ist so etwas wie eine Farm.
Nachdem wir mit Frühstück (auf argentinische Art- also Kaffee/Tee und Medialunas) gestärkt sind, schauen wir uns erstmal ein professionelles Polospiel an, das heute auf einem der vielen Plätze der Farm stattfindet.
Nebenbei gibt es Regelkunde.
Ein Platz, erklärt man uns, ist etwa so groß wie sechs Fußballplätze. (Ich bin mir noch nicht sicher, ob die Argentinier generell zu Übertreibungen neigen.)
Daß wir das, was wir da sehen, selbst irgendwie auf dem Pferd ausüben sollen, scheint in sehr weiter Ferne! Die Reiter preschen an uns vorbei und bewegen sich auf den Tieren, als seien sie genau dort oben geboren worden.
Wenn man so viel Sport sieht, muß man erstmal was essen.
Also geht es zum Mittagessen ins hübsche Farmhaus, wo schon Empanadas, frische Salate, gegrilltes Gemüse und natürlich Fleisch vom Grill auf uns warten. Ich bleibe übrigens bei den vegetarischen Sachen.
Keine Experimente, wenn ich noch heil aufs Pferd kommen will.
Und das steht dann auch als nächstes an.
Nach einer kurzen Einweisung, wie man den Schläger hält und im besten Falle schwingt, werden wir mit Helmen ausgerüstet, und dann geht’s rauf aufs Pferd.
Zuerst erscheint es unmöglich, mit einer Hand das Tier zu managen und mit der anderen noch einen Schläger zu schwingen, und mit dem auch noch einen Ball zu treffen. Aber nach etwa einer Stunde wollen wir alle schon nicht mehr nur Schritt gehen, sondern haben sogar den Ehrgeiz, die Bälle aus dem Trab oder Galopp heraus zu schlagen.
Und es macht wirklich Spaß. Und ist wahnsinnig anstrengend!
Zum Schluß spielen wir noch ein kleines Spiel zwischen uns vieren.
Natürlich nur auf einem Bruchteil des Platzes und wesentlich langsamer als echte Spiele.
Aber am Ende des Tages sind wir fix und fertig und überglücklich.
Was für eine Erfahrung.
Schade, daß ich kein Pferd habe, um gleich heute weiter zu üben.
Ein Ball, sechzehn Beine und das mal zwei
Ich habe schon viel von Buenos Aires gesehen, aber noch lange nicht alles! Klar, die Stadt ist groß und hat viel zu bieten.
Zum Beispiel einen echten Volkssport, wie man mir erzählt. Wer jetzt an Fußball denkt, denkt das gleiche wie ich zuerst. Fußball ist auch eines der großen Themen hier. Boca oder River oder doch San Lorenzo… Bisher ist mir niemand ohne Lieblingsverein begegnet.
Aber in diesem Fall ging es um einen anderen Sport. Polo.
Warum auch nicht? Immerhin gibt es ja durchaus eine Tradition der Pferdehaltung in Argentinien.
Da werde ich gleich aufgeklärt; nein, die Pferde gehören meistens reichen Arabern.
Na dann…
…schaue ich mir doch diesen Nationalsport mal an.
Der Poloclub ist eine halbe Stunde zu Fuß entfernt. Klar, daß ich laufe.
Heute steht ein kleineres Turnier an, dafür ist der Eintritt frei. Ist doch ganz gut für nur mal schauen.
Auf den Plätzen der Arena sitzen weder reiche noch arme Araber. Ich entdecke gar keine. Voll ist es auch nicht, dafür beobachten aber alle ziemlich gebannt das Treiben auf dem Spielfeld. (Das viel größer ist, als ich dachte.)
Das Spiel ist wahnsinnig schnell. Die Pferde preschen übers Feld und am Schluß gewinnen die im roten Shirt.
Mir fällt auf, daß ich keine Ahnung von irgendwelchen Regeln habe. Aber hübsch anzusehen war es allemal.
Und ich habe wieder ein Stück Argentinien mehr kennengelernt.
All that Jazz
Es ist schon echt erstaunlich, was hier so geboten wird. Jeden Tag kann man irgendeiner Veranstaltung beiwohnen, wenn man möchte, und normalerweise kostenlos.
Viele Events werden direkt von der Stadt organisiert.
Vielleicht ist es in Berlin, Hamburg, Frankfurt und Co genauso, und es ist mir nur nie aufgefallen, weil man einfach so seinen Trott hat.
Also studiere ich den Veranstaltungskalender, und es steht an: Festival de Jazz!
Und das auch noch bei mir in der Nähe. In dem Park, der mir normalerweise dazu dient, daß ich schweißgebadet ein paar Runden jogge, in der Hoffnung, daß sich an meinem Körper wieder Konturen bilden, die nicht aus Speck bestehen.
Zwei Tage hintereinander finden im Park Konzerte statt, jeweils abends um 19, 20 und 21 Uhr. Und wieder einmal kostenlos.
Klar, daß ich hingehe. Am ersten Abend ziehe ich mir etwas Schickeres an. Man weiß ja nie, was so genau passiert. Das Konzert ist toll! Qualitativ hochwertig und das schönste: die Arena vor der Bühne ist voll! Die Leute wissen das Angebot offenbar zu schätzen.
Am zweiten Abend bemerke ich die Problematik, die sich mir jetzt stellt. Normalerweise würde ich um die Uhrzeit um den Park laufen und nicht drin sitzen. Gestern war ich ja schon nicht joggen, also müsste und will ich heute.
Naja, gestern hatte ich was Schickes an, dann tun es doch heute die Sportsachen, oder?
Das Konzert ist wesentlich anspruchsvoller, aber offensichtlich genießen die Porteños schwere Kost nicht nur, wenn es ums Essen geht. Ich bin froh, daß ich hingegangen bin! Und daß ich in Trainingshose und Schlabbershirt dasitze, stört auch niemanden. Direkt danach, um zehn, laufe ich noch zweieinhalb Runden um den Park. Es ist immer noch heiß, aber ich bin zufrieden.
Ich hab alles unter einen Hut gekriegt, und der Abend ist noch lange nicht vorbei…