Unsere Flüge sind immer noch bestätigt. Wir sind erleichtert. Heute Morgen bekommen wir ein letztes Mal Frühstück am Strand, ab heute Abend gilt eine Ausgangssperre bis Montagfrüh.
Hilda will uns Toast und Marmelade mit aufs Zimmer geben. Uns ist alles recht, wir sind immer noch dankbar, dass wir hier sein dürfen.
Es gibt hier zwar jeden Tag merklich weniger Touristen, aber auch die wenigen sind auf Nahrungssuche. Viele wollen bei Hilda essen, obwohl man deutlich sieht, dass geschlossen ist. Wir sitzen schon im hinteren Bereich, und trotzdem zeigen andere Gäste auf uns; wir würden ja schließlich auch bedient. Hilda verscheucht sie und sagt mit Blick auf uns: Das sind meine Kinder!
Wir telefonieren nach dem Frühstück mit Ranga, der zu Hause und gerade nicht am Strand ist. Wir wollen wissen, ob es wirklich OK ist, wenn wir heute nochmal baden gehen und uns draußen vorm Restaurant aufhalten. – Ja, selbstverständlich. Nutzt den Tag noch, es ist alles gut.
Und wir fragen ihn wegen der Fahrt zum Flughafen. – Das ist kein Problem, sein Vater macht das. Er schaut, dass alles rechtzeitig klappt.
Und dann die Sache mit der Bezahlung. Wir haben noch umgerechnet ca 200€ in Rupies, aber wir wollten nochmal abheben, was wir nun nicht mehr können. Ich kann ihm aber US Dollar anbieten, die ich noch dabei habe. – Kein Problem. Ihr könnt mir auch das Geld überweisen, wenn Ihr zu Hause seid. Jetzt entspannt Euch mal und genießt noch den Tag.
Wir sind zu Tränen gerührt. Es ist wirklich beeindruckend, was die Menschen hier für uns tun. Mehr als wir hoffen könnten.
Wir verbringen den Nachmittag am Strand, weit weg von den anderen wenigen Touristen. Wir bleiben sogar einmal so lange im Wasser, bis sie den Strandabschnitt verlassen haben, weil sie genau neben unseren Liegen stehen. Wir können es uns jetzt nicht leisten, uns anzustecken. Wir müssen noch zwei Tage durchhalten und vor allem wollen wir Ranga und seine Familie nicht gefährden.
Gegen drei kommt Ranga vorbei und sagt uns, dass ich mit zur Polizei kommen muss. Er braucht einen Passagierschein, damit sein Vater uns am Montagmorgen an den Flughafen fahren darf – und vor allem wieder zurück kommt ohne Strafe. Dafür muss ich mit meinem Pass und der Buchungsbestätigung persönlich zur Polizei.
Ranga sagt mir auf der Fahrt, dass er nicht weiß, wie die Leute jetzt auf mich reagieren. Die Menschen sind verunsichert und wollen sich weit weg von Europäern wissen.
An der Polizeistation müssen wir erstmal gründlich Hände waschen. Ich soll mich draußen hinsetzen, heißt es dort, und Ranga spricht mit dem Polizisten.
Wir kriegen keinen Passagierschein. Den kriegt man wohl nur, wenn man direkt auf dem Weg ist. Wir müssen also am Montagfrüh wiederkommen und hoffen, dass alles klappt.
Solange wir mit ihm Auto sitzen, sei es kein Problem, da Fahrten zum Flughafen erlaubt sind und das Beweis genug sei, aber der Vater könnte auf der Rückfahrt im leeren Auto Probleme bekommen – und das wollen wir auf keinen Fall.
Wir nehmen Abschied vom Strand. Die nächsten Tage verbringen wir auf dem Balkon. Auch ok.
Die Tochter von Hilda mit ihrer Familie trifft am späten Nachmittag auch noch ein. Sie wohnt in Colombo, aber Hilda will ihre Familie zusammen haben. Ranga sagt mir, dass die Schwester der Entscheidung uns aufzunehmen skeptisch gegenüber stand. Können wir verstehen. Trotz der liebevollen Fürsorge, die wir hier erfahren, wissen wir, dass wir in diesem Land nicht mehr erwünscht sind.
Und es sind noch zwei Tage!
Während in Bayern die Ausgangssperre verhängt wird, bekommen wir eine Email von der Botschaft. Angehängt sind die Fluglinien und die geplanten Flüge in den nächsten Tagen. Auch, wenn keine Flugnummern aufgelistet sind, steht doch unverändert da, dass Emirates bis Montag drei Flüge am Tag nach Dubai durchführen wird. Wir sind also weiterhin voller Hoffnung.