Argentinien ist immer für eine Überraschung gut, bzw war die Überraschung in diesem Fall nicht ganz so groß, weil sie schon im
Vorhinein angekündigt wurde: Generalstreik im ganzen Land.
Nichts geht mehr. Keine Busse, Züge, Taxen, Flüge, selbst die Mehrzahl der Geschäfte bleibt geschlossen (zumindest in Salta).
Dementsprechend ist auch mein Flug gestrichen.
Ich mache mich also schon morgens auf den Weg ins Büro der Fluggesellschaft und lasse mein Ticket auf den nächsten Tag umschreiben.
Ein Tag mehr in Salta also.
Da nichts fährt, muss ich zwangsläufig in der Stadt bleiben. Da das Wetter leider nicht besonders toll ist, macht das Rumlaufen auch nur bedingt Spaß.
Also besuche ich ein Museum.
Das ‚Museo de Arqueología de Alta Montaña‘.
In ganz Argentinien gibt es immer mindestens zwei Preise. Einen für Einheimische, einen für Ausländer, und der ist immer wesentlich höher.
An der Kasse werde ich also gefragt, wo ich her komme (es gibt blonde Argentinier, also…). Ich antworte wahrheitsgemäß. Die Dame fragt weiter, ob ich dann vielleicht einen Studentenausweis habe.
Nein, habe ich auch nicht.
‚Aber Du sprichst sehr gut Spanisch. Ich berechne Dir den Preis für Einheimische.‘
Man kann sich vorstellen, wie mich das gefreut hat.
Und das Museum ist wirklich interessant. Es erzählt viel über die Geschichte und das Leben der Inka, die auch hier im Norden Argentiniens ansässig waren. Noch immer leben hier ihre Nachfahren.
1999 wurden auf dem Berg Llullaillaco in 6700 Metern Höhe bei Ausgrabungen drei Kinder gefunden. Eingegraben in der Erde. Sie wurden bei einer feierlichen Zeremonie geopfert, zusammen mit vielen detaillegetreuen Grabbeigaben. Die Kälte und sauerstoffarme Luft des Berges haben sie perfekt konserviert. In dem Museum werden die Grabbeigaben, sowie eines der Kinder, aber eben auch Materialien, die die Inka benutzen, und andere interessante Dinge gezeigt. Klein, aber einen Besuch wert.
Nachdem ich das Museum gesehen habe, fehlt mir noch die Kirche. Die Kirchturmuhr beschallt die Innenstadt alle fünfzehn Minuten mit einer Melodie, und noch mehr Musik erwartet mich innen.
Ein Orchester probt gerade, und ich komme in den Genuss eines hübschen Stückes für Streicher und Oboe, keine Ahnung welches Komponisten.
Ich streife noch ein wenig über den zitrusbaumgesäumten Platz und genieße den restlichen Tag mit dem Duft von Orangen in der Nase.
Gar nicht so schlecht, wenn alles streikt in Argentinien.


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