Ausflug nach Brasilien


Ausnahmsweise pünktlich, um acht, steht der Kleinbus vorm Hostel. Ganz untypisch argentinisch, aber erfreulich.

Heute werde ich endlich die Wasserfälle sehen. Und zwar erstmal von Brasilien aus. Ich befinde mich hier sozusagen in einem Drei-Länder-Eck: Argentinien, Brasilien und Paraguay.

Aber auch wenn der Bus pünktlich war, heißt das nicht, dass alles andere auch zügig geht. Fast eine Stunde stehen wir an der Passkontrolle.
Etwas später als geplant, betreten wir also den Park. Aber das Warten hat sich gelohnt.

In der Luft schwirren Schmetterlinge, und die kleinen, frechen Nasenbären versuchen sich Nahrung zu erbetteln.
Und dann plötzlich geraten sie ins Blickfeld: die gewaltigen Wasserfälle.
Je näher man kommt, umso lauter wird es. In der Luft liegen feinste Wassertröpfchen.

Ein Weg führt am Fluß Iguazú entlang, und schier unaufhörlich stürzt das Wasser mit aller Macht in die Tiefe.

Scheinbar aus dem Nichts steigen Schwärme schwarzer Vögel auf.
Das Rauschen steigt weiter an, und plötzlich steht man auf einer Brücke mittendrin. Hoch über der Schlucht. Ringsherum Tosen. Wassermassen.
Kameras und Handys sicher in Plastiktüten verpackt, denn trocken kommt hier keiner raus.
Bei 30 Grad aber sogar willkommen, die kleine Dusche.

Schließlich ist der Weg zu Ende.
Der Tourguide wartet schon. Ganz unargentinisch. Dafür fehlen einige südamerikanische Mitreisende, die die Gruppe etwa eine Dreiviertelstunde warten lassen. Ich hatte es ja schon fast vermisst.

Nach dem Mittagessen habe ich noch eine Tour in einen Vogelpark gebucht, der schön sein soll.
Und tatsächlich lässt er an Farben nichts zu wünschen übrig. Papageien, Tukane und alles, was die tropischen Wälder hergeben, kreischen und flattern durch die Lianen. Und ein Schmetterling entschließt sich, auf meinem Rücken Platz zu nehmen und lässt sich nur mit Hartnäckigkeit vertreiben (ich musste ihn leider im Park lassen).

Ich bin happy und will mit diesen Bildern zurück ins Hostel. Aber natürlich warten wir wieder eine halbe Stunde auf einige Mitteisende. Und dann muss ich noch eine Tour in einen Duty Free Shop über mich ergehen lassen, die irgendwie tourimäßig dazu gehört. Während die anderen tütenweise Zeug dort rausschleppen, warte ich in der Sonne.
Und natürlich warten wir letztendlich wieder auf einige Argentinier, die die Zeit vergessen haben. Diesmal fast eine Stunde.

Egal. Es war ein beeindruckender Tag.
Und morgen geht es weiter.

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Wein doch nicht


Wettervorhersagen sind hier so eine Sache für sich. Eigentlich stimmen sie so gut wie nie.
Innerhalb eines Tages kann der Himmel sich zuziehen und aussehen, als sei das größte Gewitter im Anmarsch, und wieder aufreißen als sei nichts gewesen (war ja dann auch nicht).
Und wenn es heißt, daß es heute regnet, kann das auch übermorgen sein oder nächste Woche. Das Wetter ist eben sehr argentinisch.

Ich sitze im Park, die Sonne scheint…und es tropft.
Ich laufe durch die Straße, die Sonne scheint…und es tropft.
Wieso tropft es ständig? Hat sich ein Vogel über mir geparkt?
Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht. Und das liegt nicht an der Unberechenbarkeit des Wetters. Nach einigen Tagen höchster Aufmerksamkeit und Recherche in freier Wildbahn wird mir klar, was da ständig auf mich einregnet.

Ein Baum!

Die Stadt ist im großen und ganzen ziemlich grün. Es gibt viele Alleen, die die Straßen säumen, und unter all den Bäumen ist auch einer, der regelrecht weint.
Umso wärmer es ist, umso mehr läßt er seine Tränen auf den Boden tropfen. Eben manchmal so viel, daß es sich wie ein Schauer anfühlt.

Auch wenn dieser Baum ein bißchen nervig ist, weil es ihn fast überall gibt, bin ich doch froh, daß die Quelle des ständigen Betropfens daher rührt, und nicht aus dem Hinterteil eines Vogels kommt…

Der frühe Vogel


Meine Schule beginnt diese Woche etwas früher. Weil der Montag frei war, wird der fehlende Tag durch eine Stunde mehr Unterricht täglich ersetzt.
Ich gehe immer noch zu Fuß zur Schule. Mittlerweile ist es schon morgens ziemlich warm, und mich zur Stoßzeit in einen überfüllten Bus zu quetschen, erscheint mir nicht sehr erfreulich.

Wenn ich zur Schule gehe, sind die meisten Geschäfte noch geschlossen. Nur die Kioske, die es hier an jeder Ecke gibt, und in denen man quasi alles bekommt, was man im Notfall braucht, sind schon offen. Und einige der ‚panaderías‘ – Bäckereien, die mit einem Angebot an Torten und Gebäck aufwarten, wie es sich Naschkatzen nur erträumen können.

Die Stadt erwacht.

Buenos Aires ist laut. Der anscheinend nie enden wollende Verkehr, die Straßen voll mit Menschen.
Buenos Aires ist sehr laut.
Und dreckig. Besonders am frühen Morgen fällt auf, wie viel vom vergangenen Tag liegen geblieben ist. Müll türmt sich überall am Straßenrand, Gerüche kriechen aus überquellenden Tonnen, und jeder kehrt vor seiner eigenen Tür. Die Bürgersteige werden gefegt, Türschilder poliert, die Eingangsstufen geschrubbt, die letzten Penner der Nacht beiseite geschoben, sogar die Mülltonnen selbst werden vom gröbsten Schmutz befreit. Das heißt nicht, daß es danach sauber ist. Nur für den Moment nicht mehr ganz so dreckig.

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Und dann passiert es: die Ampeln schalten auf rot, die Autos müssen sich einen Moment gedulden und schweigen, es wird unerwartet still, die Vögel singen ihre bezaubernden Melodien, die Sonne wirft die Schatten der Bäume auf die Straße, und die Tür einer panadería öffnet sich und verströmt den Duft von frischgebackenen Croissants.

Buenos Aires. Du laute, dreckige, charmante, schöne, magische Stadt!

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